Was haben Rio de Janeiro, die Townships von Kapstadt und gemeinsam? Antwort: einen echten Loomit an den Wänden. Einen echten was? Loomit ist das Pseudonym des renommierten Graffiti-Künstlers Mathias Köhler. Der 40-Jährige wuchs in auf, ging hier im alten Rathaus zur Grundschule und zog 1983 nach München. Gestern war er wieder da. Im Jugendzentrum. Dort bringt er derzeit den Saal zusammen mit Flo Hauck (20) und Mo Rieger (19) auf Vordermann.
Als ihn im Sommer ein Anruf von Stadtjugendpfleger Hans-Jürgen Mayer erreichte, war sofort klar, "dass ich es mache". "Es war mir ein echtes Bedürfnis, wieder mal hierher in meine alte Heimatstadt zu kommen." Und grinsend schaut er aus dem Fenster des Juzes hinüber zum V-Markt. "Da habe ich auch schon mal eine Wand bemalt, heute ist dort eine Tür."
Loomit konzentriert sich an diesem Nachmittag lieber auf die Wände im Juze-Saal. Zusammen mit Mo und Flo hat er ein Konzept entworfen: Den Schriftzug "Buchloe" ziehen Mo und er großflächig über drei Wände, während Flo sich auf seine Schablonen-Bilder konzentriert.
"Es ist cool, mit ihm zu arbeiten, sowas lässt man sich nicht entgehen", urteilt Flo. Mo ist überrascht über die neue Technik mit Rollen und den übel nach Schwefel riechenden Farben ("die sind leider umgekippt"). "Wir arbeiten hier vom Großen hin zum Kleinen, normal mache ich das immer anders herum", sagt Mo. Auch Loomit freut sich über seine beiden Mitstreiter: "Man merkt schon: Die wollen das."
Der 40-Jährige hat Erfahrung im Umgang mit Jugendlichen, engagiert sich in sozialen, oft auch interkulturellen Projekten. "Heuer war ich viel in den ehemaligen Sowjetrepubliken unterwegs", erzählt er. In Georgien etwa arbeitete er zusammen mit Waisenkindern.

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"Ich sehe oft die übelsten Teile von Städten zuerst, komme dorthin, wo Straßenkunst gemacht wird, wo aber auch viel Neues entsteht." Mit der Malerei, glaubt er, sind die Menschen schnell zu erreichen. Dies gelte vor allem für ärmere Länder. Als Graffiti-Künstler könne auch er "etwas direkt zu den Leuten bringen".
"Ich bin halt der Mann fürs Grobe, wenn es darum geht, ne Wand zu bemalen", gibt sich der zweifache Vater ganz bescheiden. Doch Loomit reist nicht nur in der Weltgeschichte herum. Auch in München sind seine Kunstwerke gefragt. Mit den Stadtwerken etwa arbeitet er seit Jahren zusammen, gestaltet Unterführungen und Tunnels.
Seine Karriere begann der 40-Jährige übrigens auch an einem städtischen Bauwerk: am Wasserturm in Buchloe. Kam damals die Polizei, um ihn am Sprayen zu hindern, informiert er sie heute im Voraus, wenn er und seine Freunde wieder am Werk sind - ganz legal versteht sich.