Ottobeuren: Seelenbalsam nach harten Wochen

12. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

CSU-Neujahrsempfang - Heimspiel in Ottobeuren für Markus Ferber

Die Lobeshymnen auf den Parteifreund, der eine harte Zeit hinter sich hat, kommen in geballter Form. "Bei uns hat es nie einen Zweifel daran gegeben, dass du der einzige wahre Spitzenkandidat für die Europawahl bist", sagt CSU-Kreischef Klaus Holetschek beim Neujahrsempfang in Ottobeuren. Und der gesundheitlich angeschlagene Landtagsabgeordnete Josef Miller spricht mit heiserer Stimme ins Mikrofon: "Wir sind stolz, dass du dich durchgesetzt hast."

Europaparlamentarier Ferber hatte um den Jahreswechsel ein ungewohnt großes Medieninteresse auf sich gezogen. Der Grund der Schlagzeilen war allerdings kein angenehmer für den Bobinger. Sogar von einem Zerwürfnis zwischen ihm und Parteichef Horst Seehofer wurde gesprochen. Seehofer hatte Strauß-Tochter Monika Hohlmeier als Spitzenkandidatin für die Europawahl ins Spiel gebracht - also genau für die Position, die auch Ferber für sich reklamierte. Letztlich hatte der 43-jährige Schwabe die Nase vorn. "Da ist einiges von mir abgefallen", sagt Ferber am Rande des Neujahrsempfangs. Die Diskussionen seien nicht spurlos an ihm vorübergegangen: "Man ist schließlich ein Mensch, keine Maschine."

Auch bei seiner Rede im Ottobeurer Kursaal geht Ferber auf die jüngsten Geschehnisse ein. "Danke für die Unterstützung in den vergangenen Wochen. Ich sage ganz ehrlich: das hat gut getan", betont er gleich zu Beginn.

Jetzt stürzt sich der 43-Jährige auf sein Spezialgebiet, die EU. Am 7. Juni findet die Europawahl statt - zum ersten Mal nach dem Debakel bei der Landtagswahl muss sich die CSU dem Votum der Bürger stellen. Ferber ist sich bewusst, dass der Wahlkampf ein hartes Brot wird: "Man hat nicht sofort Themen auf der Tagesordnung, mit denen man die Bierzelte füllt." Deshalb ist die CSU jetzt bemüht, mehr Schwung in die Sache zu bringen. Seehofer kann sich Volksentscheide zu EU-Fragen auf nationaler Ebene vorstellen. Die Christsozialen hätten weitere populäre Themen im Köcher, so Ferber.

Der CSU-Europagruppenchef fordert in Ottobeuren, dass es innerhalb der EU regionale Gestaltungsspielräume geben müsse. "Man kann den Kormoran nicht hier heimisch werden lassen, wo er keine natürlichen Feinde hat", nennt er als Beispiel. Auch in der Agrarpolitik gelte es, "regionale Besonderheiten zu schützen". Und Ferber bekräftigt das Nein der CSU zu einem EU-Beitritt der Türkei: Die Situation der dortigen Christen habe sich "in den letzten Jahren deutlichst verschlechtert. Das ist nicht der Geist der Toleranz".

Nachdem Ferber seine mit viel Beifall bedachte Rede beendet hat, spricht der Ottobeurer CSU-Chef Rolf Steinhauser von einem "hoffnungsvollen Vortrag". Holetschek bescheinigt Ferber, Europapolitik "mit Kompetenz und Herzblut" zu machen. Als Geschenk bekommt der Gast einen Tee, auf dessen Verpackung das Wort "Inspiration" zu lesen ist.