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Sechs Monate Dienst mitten im Krisengebiet

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Sechs Monate Dienst mitten im Krisengebiet

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    Kaufbeuren/Kabul(ses). - 4400 Soldaten aus 29 Nationen sind in Afghanistan stationiert, um dort Wiederaufbauarbeit zu leisten. Auch Soldaten der deutschen Bundeswehr wurden in den Nahen Osten entsandt - 5300 Kilometer fern der Heimat. Darunter auch die in Kaufbeuren stationierten Soldaten Hauptmann Siggi Kuhn, Hauptfeldwebel Carola Karus und Feldwebel Christian Mack. 'Wir bereuen keine Minute unseres Einsatzes', sagen alle drei voller Überzeugung nach ihrer Rückkehr. Sie waren jeweils ein halbes Jahr in 'Camp Warehouse', einem Militärstützpunkt in der Hauptstadt Kabul untergebracht. Ein Stützpunkt, der beinahe alles beinhaltet: von der Feldpost über das Fitness-Zelt, einen eigenen Soldaten-Radiosender bis hin zu einem wöchentlichen orientalischen Markt. Doch trotz des vermeintlichen Luxus' - die Realität, der die Soldaten bei ihrer täglichen Arbeit ins Auge blicken, ist erschreckend. Feldwebel Christian Mack arbeitete von April bis August 2003 in 'Camp Warehouse' als Verwaltungsfeldwebel. Der Rechnungsführer bezeichnet sein Aufgabengebiet im Stützpunkt als 'einsatzbezogene Verwaltung'. Einige erschütternde Momente habe auch er während seines Aufenthalts in der afghanischen Hauptstadt miterlebt. 'Im Großen und Ganzen war es aber eine unvergessliche Zeit. Die Kameradschaft war klasse und der Zusammenhalt unter den vielen internationalen Einsatztruppen vorbildlich.'

    Auslandseinsätze machen süchtig Dies sieht auch Hauptmann Siggi Kuhn so. Er leistete seinen Dienst in Afghanistan von Januar bis Juli 2003. Kuhn war in diesem Zeitraum als Kampfmittelbeseitiger zuständig für die Hinterlassenschaften des Krieges. 'Es waren sechs Monate, die es in sich hatten', so Kuhn. Spektakuläre Funde von scharfen Triebwerken ehemaliger russischer Raketen sowie eingelagerter Munition prägten Kuhns Arbeitsalltag. Mit einem so genannten Mine-Breaker, einem panzerähnlichen Fahrzeug, war der Hauptmann unterwegs, um große Flächen von Minen zu räumen - immer mit der Gefahr im Rücken, beim nächsten Schritt von einer Mine schwer verletzt zu werden. 'Wir erlebten aber auch völlig neue Situationen, die uns von bisherigen Einsätzen noch nicht bekannt waren', sagt Kuhn und spielt dabei auf ein Attentat an, bei dem vier seiner Kameraden ums Leben kamen, als ein Bus in die Luft gesprengt wurde. Dennoch beteuert Kuhn, dass er jederzeit wieder in einen solch gefährlichen Einsatz gehen würde: 'Auslandseinsätze machen süchtig', sagt er. Von einer überwiegend positiven Einstellung der afghanischen Bevölkerung zu den deutschen Soldaten berichtet auch Carola Karus. 'Gastfreundschaft ist in diesem Land ein Gebot', sagt sie. Von Dezember 2002 bis Mai 2003 war Karus als Sanitätsfeldwebel für Narkose in Kabul. Ihre Einsatzorte: die Notfallaufnahme, die Intensivstation und der OP des Feldlazaretts des Stützpunktes. Während der sechs Monate war sie an der Behandlung von 4700 ambulanten Patienten, 450 Notfällen und 45 Intensivpatienten beteiligt. Zitat Wenn man das Lachen der Kinder sieht, ist das Bestätigung für eine sinnvolle Arbeit.} Hauptfeldwebel Carola Karus 'Der medizinische Standard war enorm hoch. Das Lazarett war mit den neuesten Geräten ausgestattet', erzählt sie. Nur die Sprachbarrieren mit multinationalem Pflegepersonal und Ärzten sei teilweise hinderlich gewesen. Von schrecklichen Anblicken blieb die Kaufbeurerin nicht verschont. Die Verletzungen reichten von Verbrennungen, Splitterverletzungen, Schießunfällen bis hin zu abgetrennten Gliedmaßen. 'Natürlich kommt es dann schon vor, dass man sich gefühlsmäßig beeinflussen lässt und in ein seelisches Tief gerät', erzählt Karus. Um dem Lagerkoller zu entfliegen, sagt sie, habe sie sich der Civil-Military-Cooperation (CIMIC) angeschlossen. Deren Aufgabe war der Wiederaufbau unter anderem von Schulen. 'Wenn man das Lachen der Kinder sieht, ist das die Bestätigung für eine sinnvolle Arbeit', sagt Karus.

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