Blaichacher Unternehmer bildet für Auftrag Expertenpool Blaichach/Sonthofen (bb). Die Firma Behr-Anlagen in Blaichach ist mit ihren zehn Mitarbeitern ein kleines Unternehmen. Dennoch gelingt es Geschäftsführer Uwe Behr immer wieder, große Aufträge ins Oberallgäu zu holen. Zurzeit montiert die Behr Gmb H in ihrer Sonthofer Produktionshalle ein im Endzustand 120 Meter langes Plattenketten-Transportband für das VW-Werk in Posen (Polen). Allein könnte Behr diesen Job gar nicht machen. Aber in Zusammenarbeit mit fünf weiteren kleinen Firmen aus der Region ist diese Aufgabe kein Problem.
'Wir verkaufen in erster Linie unser Know-how und unsere Erfahrung erst in zweiter Linie Maschinen und Anlagen', sagt Behr. Der 41-jährige Chef ist ein überzeugter Anhänger der Philosophie von der 'Virtuellen Fabrik'. Durch das Internet und die Vernetzung der Computer sei es heutzutage in vielen Bereichen egal, wo ein Produkt entsteht. So können Konstruktionspläne, Preis-Kalkulationen oder Montage-Abläufe in Sekundenschnelle zwischen Auftraggeber und Hersteller hin und her geschickt werden. Deshalb sieht er im Allgäu mit seiner Lage am Ende der Republik auch keinen Standort-Nachteil.
Auf dem Transportband wird VW später die in Posen gebauten Fahrzeuge auf Dichtigkeit prüfen. Dazu liefert Behr auch ein konturengesteuertes Sprühbalken-System. Gegenüber dem Volkswagen-Konzern tritt Behr als Generalunternehmer für das 400 000 Euro Projekt auf. Der Anlagenbauer ist jedoch nur eine von mehreren Allgäuer Firmen, die bei der Realisierung des Transportbandes mitwirken. Ebenfalls beteiligt sind das Konstruktions-Büro Schützmeier (Sonthofen), G. & L. Bertele (Bihlerdorf) für Schweißarbeiten, die Ingenieur-Gesellschaft Frey (Martinszell) für die Elektrik, sowie die Firmen Lerchenmüller (Adelharz bei Immenstadt) und Kierok (Weiler) für die Zerspanung. Für die Endmontage in Posen ist wiederum Behr zuständig. Er gibt letztendlich auch die Garantie, dass die Anlage einwandfrei läuft.
'Wir machen das in dieser Form seit etwa zwei Jahren', erklärt Behr. Wobei sein Unternehmen sehr flexibel ist. Je nach Auftrag wechselt Behr die beteiligten Partnerfirmen. Das hat den Vorteil, dass er für jeden neuen Job einen maßgeschneiderten Expertenpool mit Leuten aus verschiedenen Firmen zusammenstellt. Das funktioniere, wie der 41-Jährige versichert, beim Schweranlagenbau à la Plattenketten-Transportband genauso wie bei einer Feinanlage, die Klemmleisten für die Elektro-Industrie herstellt.
Ganz wichtig sind dem Blaichacher Unternehmer die persönlichen Kontakte, sowohl zu den Auftraggebern, als auch zu den Partnerfirmen. Er hat auch gar keine Scheu davor, bei kniffligen Aufträgen schon mal einen Konkurrenten ins Team zu holen. 'Wenn\'s einer nicht packt, muss man halt zusammen auch ungewöhnliche Wege gehen', ist Behr überzeugt, dass dieser Art der Kooperation die Zukunft im Maschinen- und Anlagenbau gehört.