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Schwierige Suche nach Zahnarzt

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Schwierige Suche nach Zahnarzt

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    Marktoberdorf/Ebenhofen (vit). - Wenn etwas passiert, dann meist zur Unzeit. Diese Erfahrung machte Renate Beckmann: Ihre Tochter Stefanie (6) schlug sich an einem Freitagabend beim Schaukeln drei Zähne aus. Auf der Suche nach medizinischer Hilfe fuhr sie ins Marktoberdorfer Krankenhaus. Doch dort konnte ihr nicht geholfen werden. Erst gut eine Stunde nach dem Unfall konnte ein Zahnarzt ausfindig gemacht werden. Denn zwischen Freitag- mittag und Samstag klafft bei größeren Zahnproblemen eine Versorgungslücke im Notfallplan. Über dieses 'alte Problem' wollen die Zahnärzte intern nun sprechen. Der Fall könnte sich täglich ereignen, besonders ungünstig ist dies aber am Freitagabend: Die sechsjährige Stefanie fällt von der Schaukel. Drei Zähne im Oberkiefer stehen nach vorne ab, alles ist voll Blut. Es ist Freitag gegen 17.45 Uhr und der Haus-Zahnarzt hat weder Sprechstunden noch ist er unter der Privatnummer zu erreichen. Daher macht Renate Beckmann, was wohl alle Hilfe Suchenden in dieser Lage täten: Mit ihrer Tochter fährt sie in die Ambulanz des Krankenhauses. Doch auch dort kann man ihr kaum helfen. An die kleinen Zähne wollen sich die Ärztinnen nicht heranwagen, dies ist nicht ihr Fachgebiet. Dennoch versuchen die Ambulanzmitarbeiter zu helfen. Sie telefonieren Zahnärzte ab, erreichen aber nur Anrufbeantworter. Nach einer Stunde macht man einen Dentisten aus. Wenig später trifft man sich in der Zahnarztpraxis. Zwei Milch-Schneidezähne werden gerissen, ein Nachbarzahn festgenäht. Renate Beckmann hatte früher schon mal ähnliche Probleme: Als ihr Mann eines Freitags starke Zahnschmerzen bekam, war erst am Samstag wieder der Notdienst zu erreichen. Nun kam sie das zweite Mal in eine solche Situation: 'Man überblickt zunächst gar nichts, alles blutet. Aber ich wusste gleich, als Stefanie verunglückte: Am Freitag ist keiner da.' Sie wünscht sich eine klare Regelung: 'Es müsste doch zu organisieren sein, dass bei solchen Notfällen ein Zahnarzt zu erreichen ist.' 'Das ist kein haltbarer Zustand', meint auch der ärztliche Direktor des Marktoberdorfer Krankenhauses, Dr.

    Gerhard Krebs. Das Problem mit dem Zahnarzt-Notdienst 'taucht immer wieder mal auf', weiß er aus der Klinik-Praxis. Die Fälle seien so häufig, dass eine Regelung nötig sei. Dies gelte für Unfälle und für starke akute Schmerzen. Bei anderen Fachärzten wie Augenärzten funktioniere es auch mit einer Notnummer. 'Das ist ein altes Problem, das wir schon häufig besprochen haben', erklärt der stellvertretende Zahnarzt-Obmann Dr. Johann Karg aus Marktoberdorf. Eine 'einvernehmliche Lösung' habe man aber noch nicht gefunden. Der Notdienstplan gelte ab Samstag 0 Uhr. Mittlerweile hätten aber immer weniger Zahnärzte am Freitagnachmittag Sprechstunde, weil zu dieser Zeit kaum Patienten kämen. Somit sei zwischen 14.30 Uhr und Mitternacht kein Notdienst eingeteilt. Für diese Zeit gilt, dass sich die Patienten bei gravierenden Problemen über die Privatnummer an den Haus-Zahnarzt wenden können. Doch manche Kollegen, so Karg, veröffentlichten weder ihre Privat- noch ihre Handy-Nummer. Sei der Hauszahnarzt verhindert, benenne er in der Regel einen Vertreter. Für gravierende Notfälle seien zudem die Kieferchirurgen zuständig. Bei denen scheint es auch zu funktionieren. Wenn er gebraucht wird, ist der Marktoberdorfer Kieferchirurg Dr. Rainer Elsner abrufbereit. Aus seiner Sicht ist der Notdienst gut geregelt. Manchmal hören die Patienten allerdings die Ansage auf dem Anrufbeantworter nicht bis zum Ende ab, wo noch die Notfallnummer genannt wird. Ehe ein Kieferchirurg gerufen wird, sollte ohnehin ein anderer Mediziner den Patienten versorgt haben. Er berichtet aber auch von Fällen, in denen er um Mitternacht wegen einer dicken Lippe von Patienten geholt wurde. Dr. Karg hingegen hat die Erfahrung gemacht, dass Patienten nur in echten Notfällen privat anrufen. Er verspricht, das Thema im Kreis seiner Kollegen vorzubringen und eine neue Regelung für diese 'nicht ganz glückliche Geschichte' vorzuschlagen. 'Ich denke das ist machbar', zeigt er sich zuversichtlich.

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