Marktoberdorf | af | Eigentlich ging es nur um eine Anfrage für den Bau eines dreigeschossigen Wohn- und Geschäftshauses im Zentrum Marktoberdorfs. Ein Investor wolle in der westlichen Georg-Fischer-Straße ein Gebäude errichten, die dafür nötigen Stellplätze aber ablösen, erklärte Stadtbaumeister Peter Münsch dem Bauausschuss die Situation. Allerdings pochte Münsch darauf, dass wenigstens für die Wohnungen Stellplätze vorhanden sein sollten. Die entscheidende Frage war: Wo? Daraus ergab sich ein grundsätzliches Problem, das, so hieß es, durchaus die jüngst installierte Lenkungsgruppe "Mitten in Marktoberdorf" anpacken könne.
In der Zwickmühle
Die Mitglieder im Ausschuss zeigten deutlich die Zwickmühle auf, in der sie steckten: Auf der einen Seite sollten alle froh sein, wenn jemand Geld in die Hand nehme und diesen Bereich durch Geschäfte und Wohnungen aufwerten wolle. Auf der anderen könne es aber nicht sein, dass er sich von seiner Verpflichtung, Stellplätze vorzuweisen, einfach freikaufe. Dies, so die Befürchtung, könnte sonst bei weiteren Projekten Schule machen - zum Leidwesen der Mieter.
Nur sei gerade der verkehrsberuhigte Bereich der Georg-Fischer-Straße nicht mit Parkmöglichkeiten gesegnet. Zwar könnten hinter dem geplanten Neubau Flächen geschaffen werden, weil das Haus nicht mehr derart in die Tiefe gehen soll wie bisher. Doch sei die Zufahrt nicht einfach.
Eine andere Überlegung im Ausschuss zielte in die Richtung, die Tiefgarage der VR-Bank zu erweitern. Nur kostet dies nach vorsichtigen Schätzungen von Münsch rund 18000 Euro pro Platz. Dass die Stadt dies baue, sei nicht denkbar, weil diese Ausgabe durch die Stellplatzmiete nie wieder hereinkomme. Lege der Investor die Kosten auf die Wohnungsmiete um, werde das Projekt wahrscheinlich uninteressant. "Wir brauchen aber wohnortnahe Stellplätze", sagte er. Die Frage nach dem Wo blieb in dieser Sitzung unbeantwortet.

Gas und Bremse verwechselt
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Bürgermeister Werner Himmer schlug vor, noch einmal den Kontakt zum Bauwerber zu suchen. Pro Wohnung ein Stellplatz, die übrigen könne er für 5000 Euro pro Platz ablösen, war der Kompromiss, mit dem er ins Gespräch gehen wolle.
Dieses Vorgehen befürwortete der Ausschuss bei einer Gegenstimme.
Neu sieht aus wie alt
Überhaupt keine Probleme gab es dagegen beim Bauantrag von Sport Mode Huttner. Das alte Haus links vom Geschäftshaus soll abgerissen und in altem Stil neu als Wohn- und Geschäftshaus wieder errichtet werden. Das Ganze, so Himmer, passe sich wie der schon vor einigen Jahren getätigte Neubau in das Ensemble ein, weshalb er das Projekt "sehr positiv sehe". Die dann nachzuweisenden vier Stellplätze sollen in der Sparkassen-Tiefgarage entstehen, die dann aber an ihre Grenzen stoße, sagte Münsch.
Auch der Ausschuss lobte die Bauabsicht. "Das ist ein weiterer Mosaikstein zur Belebung der Innenstadt. Ich hoffe, dass noch viele dem Beispiel folgen", fasste es Clara Knestel (Grüne) zusammen.