Sport-Sponsoring: Was Firmen im Allgäu tun und was sie nicht tun Hoffen auf regionales Fernsehen Kempten (twß). Das liebe Geld und das ist nichts Neues bestimmt auch im Sport, wo es langgeht. Sportvereine nagen am Hungertuch, sind wie momentan der Erstligist Squash Park Neugablonz sogar in ihrer Existenz gefährdet. Egal, ob Fußball, Eishockey oder sonst eine Sportart, eines hört man allerorten: im Allgäu gebe es einfach nicht genügend Sponsoren, um richtig hochklassigen Spitzensport anbieten zu können. Da freilich beginnt der Teufelskreislauf. Für Firmen wird ein Sportverein erst dann interessant, wenn er möglichst weit oben spielt. Und der seit Jahren in den Niederungen darbende Klub wird ohne Sponsoren auch keinen entscheidenden Schritt Richtung professionellen Sport machen können.
Jürg Tiedge, geschäftsführender Vorsitzender des Eishockey-Klubs EV Füssen bringt es auf den Punkt: 'Das Sportsponsoring im Allgäu ist ein Spiegelbild der Wirtschaftskraft. Und da stoßen wir eben an Grenzen.' Seit Jahren baut er auf viele Kleinsponsoren. Der Verlockung eines potenten Geldgebers, der mal so hopplahopp eine halbe Million hinlegt, würde Tiedge wahrscheinlich auch verfallen. 'Doch dann begeben wir uns in eine fatale Abhängigkeit', warnt er. Die Taktik der kleinen Schritte hält er da für vernünftiger. Und er ist sich sicher: 'Es ist im Allgäu noch genügend Potential da.'
Ähnlich sieht es Tiedges Kollege in Füssen, Bernhard Pohl: Er meint, die Medienlandschaft im Allgäu sei zu dünn, um den Firmen das Sport-Sponsoring schmackhaft zu machen. Der Vorsitzende des ESV Kaufbeuren erhofft sich vom bald auf Sendung gehenden Allgäu-Fernsehen neue Impulse: 'Damit erreicht unser Werbepartner sicherlich mehr potentielle Kunde als die 70\'000 Fans, die in einer Saison ins Eisstadion kommen.'
Ein vom ehemaligen Profi-Klub 'Kaufbeurer Adler' unternommener Versuch, einen Sponsoren-Pool zu gründen und mit dem Logo 'Allgäu die Kraft im Süden' zu werben, hält Pohl für gescheitert. Letztlich wolle doch jedes Unternehmen lieber den eigenen Firmen-Namen auf dem Trikot lesen.
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Groß eingestiegen ist zu Zeiten, als die Kaufbeurer Adler das sportliche Aushängeschild der Region waren, der Strumpfhersteller Kunert aus Immenstadt. Doch als Anfang der 90er Jahre das Geschäft florierte, stieg der Hauptsponsor aus. Heute unterstützt Kunert noch vereinzelt Vereine und Veranstaltungen, der Schwerpunkt im Sponsoring liegt im kulturellen Bereich, heißt es aus Immenstadt.
Nun, wer sind also die Gönner der Sport-Vereine ? Gewiss: die Druckerei im Dorf XY, die das Stadionheft billigt druckt. Oder die Autowerkstatt um die Ecke, die für die Bandenwerbung zahlt. Aber die Großen?
Banken, vor allem die Sparkassen haben es sich auf die Fahne geschrieben, die Jugend und damit den Sport zu fördern. Auch die vielen Brauereien im Allgäu konzentrieren ihren Werbe-Etat hauptsächlich auf den Sport. 'Aber ein sechsstelliger Betrag ist einfach nicht drin', sagt der Verkaufsleiter einer Ostallgäuer Brauerei. Und auf die Kooperation des Fußball-Bayernligisten FC Memmingen mit der Groß-Brauerei 'Erdinger' meinte dieser: 'Das würden sich die Memminger heute vielleicht auch noch einmal genau überlegen, ob sie nicht lieber der Brauerei vor Ort die Treue gehalten hätten.'
Und die Kollegin in Kempten meint: 'Wir verteilen unser begrentes Budget lieber auf viele kleine Vereine und auf Veranstaltungen, die auch der Tourismus-Branche in der Region etwas bringt. Dass der Name ihres Bieres im Fernsehen erscheint, sei eher unwichtig: 'Gut für\'s Image, aber in Hamburg kauft keiner unser Bier.'
Nicht nur ans Image denkt der Vertreter eines großen Autohauses in Kempten. 21 Sport-Mannschaften hat er in Stadt und Land mit Trikots ausgestattet, daneben sponsert er den Allgäuer Skiverband, die Behinderten-Skinationalmannschaft und 180 Skilehrer in Zürs in Österreich. 'Diese Ausgaben kommen zehnfach zurück', ist der für Sportmarketing zuständige Mann überzeugt.
Molkereien buttern wenig
Selten bis gar nicht beim Sport anzutreffen, ist einer der führenden Wirtschaftszweige im Allgäu, die Milchindustrie. Offizielle Begründungen dafür gibt es nur wenige. Da wird einfach eine 'firmenpolitische Entscheidung' vorgeschoben, wahrscheinlich getroffen von einem nicht-sportinteressierten Geschäftsführer. Und dort heißt es: 'Schwitzen und Käse das paßt einfach nicht zusammen' Aber so versicherte uns zumindest die Mitarbeiterin einer Marketing-Abteilung: 'Das müssen wir schnell überdenken'.