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Schwarze Schafe bringen Branche in Verruf

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Schwarze Schafe bringen Branche in Verruf

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    Biobauern und Naturkosthändler verärgert über Nitrofen-Skandal ­ Bislang aber nur geringe Umsatzeinbußen. Von Volker Geyer Oberallgäu/Kempten Mit einem blauen Auge davongekommen sind heimische Biobauern und Naturkosthändler nach dem Nitrofen-Skandal. Sowohl die von uns befragten Landwirte als auch die Bioladenbesitzer verzeichnen bislang nur geringe Umsatz-Einbußen. Dennoch sitzt der Zorn wegen der 'Riesen-Schlamperei' bei der Bio-Futtermittel-Herstellung tief. 'Die schwarzen Schafe bringen eine ganze Branche in Verruf', schimpft etwa Ingrid Hannane vom Naturkostgeschäft 'Gesund & Fein' in Kempten.

    'Ich habe mir die Reaktionen unserer Kunden schlimmer vorgestellt', sagt Ingrid Hannane. Denn ihr sei 'fast das Blut stehen geblieben', als sie davon erfuhr, dass in Bio-Geflügel das verbotene Unkrautvernichtungs-Mittel Nitrofen nachgewiesen worden war. Bei ihr im Laden hätten dann aber nur wenige Käufer über den Skandal geklagt und besorgt gefragt: 'Kann man denn heute niemand mehr vertrauen?' Den Leuten habe sie mit gutem Gewissen versichern können, dass ihre Waren regelmäßig kontrolliert werden.

    Futter umgehend untersucht

    Ebenso das Hühnerfutter ihres Eierlieferanten Anton Epp aus Wildpoldsried. Der Bio-Landwirt habe nach Bekanntwerden des Nitrofen-Skandals umgehend das Futter seiner Tiere untersuchen lassen. Dass dieses einwandfrei ist, bescheinigt ein Zertifikat, das jetzt neben den Eiern im Laden aushängt. Auch mit den Eiern seiner Hennen sei alles in Ordnung, habe ein Test des Landratsamts ergeben. Laut dem Wildpoldsrieder wird das Futter regelmäßig von Bio-Verbänden kontrolliert. Und zwar bereits beim Hersteller. Allerdings geben die Verbände an, dass sie bei ihren Routine-Prüfungen vor dem Skandal nicht nach Nitrofen gesucht haben, da das Mittel in Deutschland seit Jahren verboten ist.

    Epp, auf dessen Hof rund 6000 Hennen leben, hat in der vergangenen Woche etwa zehn Prozent weniger Eier verkauft, als sonst. Er rechnet aber damit, dass der Umsatz wieder steigen wird. 'Wir sind einigermaßen gut weggekommen', sagt der 47-Jährige erleichtert. Dagegen werden die Hühnerzüchter im Norden der Republik ­ wo das verseuchte Futter entdeckt wurde ­ seiner Meinung nach wohl größere Verluste einfahren. Gleichzeitig hofft der Wildpoldsrieder darauf, 'dass sich der Imageverlust der Bio-Produkte in Grenzen halten wird.'

    So denkt auch Metzger Gotthard Bayrhof vom Hofladen Hafner in Krugzell, der sowohl Hühner- als auch Rindfleisch von Biobauern verkauft. Bevor die neue Puten-Lieferung eintrifft, will er mit den Züchtern abklären, dass deren Tier-Futter einwandfrei ist. Er ist sich aber jetzt schon sicher, dass dies der Fall sein wird. Schließlich stammen seine Lieferanten aus der Region. Umsatzeinbußen wegen des Nitrofen-Skandals hat Bayrhof bislang keine zu verzeichnen. 'Das Geschäft lässt in den Pfingstferien immer etwas nach', spricht er aus Erfahrung. Und mit einer 'Hysterie' wie bei BSE rechnet der Metzger diesmal nicht.

    Auch Bio-Landwirtin Irmgard Kiechle aus Kimratshofen glaubt nicht, dass sie Kunden verlieren wird. Die Kreis- und Gemeinderätin verkauft ab Hof regelmäßig Rindfleisch und Wurstwaren. 'Unsere 40 bis 45 Tiere bekommen nur selten Getreide zu fressen', unterstreicht die Bäuerin. Dieses stamme von Biolandbetrieben aus dem benachbarten Baden-Württemberg und werde auf ihrem Hof verarbeitet. 'Wir verwenden grundsätzlich kein Bio-Kraftfutter', betont die 48-Jährige, 'weil man im Endeffekt nicht genau sagen kann, was da wirklich drin ist.'

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