Hohenschwangau (asp). - Wenn Prinz Luitpold von Bayern zum 'königlichen Starkbier-Anstich' ins Schloss-Bräustüberl nach Hohenschwangau einlädt, ist das Ritual Jahr für Jahr das gleiche: Schwangaus Bürgermeister zapft an, die geladenen Gästen singen die Bayernhymne und müssen sich anschließend vom 'ehemaligen Schloss-Kastellan' teilweise auf die Schippe nehmen lassen. Am Donnerstag aber gab’s eine Zugabe: Prinz Luitpold verlieh Gerhard Weihgold nachträglich eine olympische Goldmedaille. Denn diese hatte sich Weihgold, sonst beim Wittelsbacher Ausgleichsfonds in Hohenschwangau verantwortlich für 'Transport und Verkehr', redlich verdient, ließ Prinz Luitpold keine Zweifel aufkommen: Weihgold war während der olympischen Winterspiele in Turin im dortigen 'Kufenstüberl' der Wirt und zapfte für die Weltklasse-Sportlerinnen und Sportler und andere prominente Besucher das Bier der Schlossbrauerei Kaltenberg. In olympischer Form befand sich Schwangaus Bürgermeister Reinhold Sontheimer. Hatte er zum Starkbier-Auftakt am Aschermittwoch beim Anzapfen noch für einen kleinen Biersee gesorgt (unsere Zeitung berichtete), erledigte er nun im Schloss-Bräustüberl seine Aufgabe mit Bravour - und machte sich zum Sprecher der Gäste. Sontheimer dankte Prinz Luitpold und dessen Familie für das Fest. Prinz Luitpolds Mutter, Prinzessin Irmingard, überreichte er einen Strauß Blumen. Keinen Blumengruß, aber Worte des Dankes gab’s vom Prinzen für das Gastwirts-Ehepaar Albert und Barbara Graf aus Steingaden. Sie führen in der dritten Generation den Gasthof Graf in Steingaden, und bereits seit 75 Jahren ist die Schlossbrauerei Kaltenberg der Bierlieferant. 'Das ist nicht alltäglich und bemerkenswert', unterstrich Prinz Luitpold diese Kundentreue. 'Wir leben von treuen Kunden und wir halten es mit unseren Lieferanten genauso', sagte der 54-jährige Metzgermeister und Gastwirt Albert Graf.
Der Schneemacher des Jahres…In Bestform wie der Bürgermeister beim Anzapfen war auch Wolfgang Schweiger als 'ehemaliger Kastellan'. Hintersinnig und pointiert erzählte er von Weisheiten diesseits und jenseits des Lechs, vom Tegelbergbahn-Geschäftsführer Franz Bucher als dem 'Schneemacher des Jahres'. Und er verglich die Münchner Allianz-Arena mit der Skiarena Tegelberg: Wenn in Schwangau die Mittel erschöpft sind und die Lichter aus gehen, wird’s eine König-Ludwig-Dunkel-Arena, orakelte er. Der 'Kastellan' wusste aber auch, dass die geplante Verkehrsberuhigung in Hohenschwangau bereits funktioniert. Denn 'hier fährt kein Auto schneller als die Kutschen'. Auch Schwangaus Gemeinderat Roman Seider war eine seiner Zielscheiben: Dessen Methoden für die Gemeindepolitik, meinte der 'Kastellan', seien so wertvoll wie eine Kettensäge für die Fußpflege. Er machte auch Ausflüge zu 'größeren Politikern' und stellte fest: Allen, die auf dem schwarzen CSU-Ross sitzen, tät ein Bodenkontakt auch mal ganz gut…