Das Internet bietet Wissen und Wertloses, Informationen und Nachrichten. Aber das weltweite Netz birgt auch Gefahren. "Von den uns bekannten acht Milliarden Seiten im Netz geht von etwa 75 Prozent eine Gefährdung oder Beeinträchtigung für Kinder und Jugendliche aus", sagt Andreas Klett, Geschäftsführer der gemeinnützigen "Time for Kids Foundation". Diese Vereinigung hat vor zehn Monaten das Pilotprojekt Kinder- und Jugendschutz im Internet an der Hauptschule Marktoberdorf gestartet. Sie bietet der Schule den sogenannten "Schulfilter plus", der die Schüler vor Gefährdungen im Internet - wie beispielsweise Seiten mit sexuellen, extremistischen, gewaltverherrlichenden oder Drogen behandelnden Inhalten - bewahren soll. Bevor der Filter installiert wurde, waren die Lehrer im Unterricht gewissermaßen auf das Verantwortungsbewusstsein der Schüler angewiesen. Das Projekt wurde in dieser Woche vorgestellt.
Die Hauptschule Marktoberdorf hatte sich unter Federführung ihres Systembetreuers Herbert Kaufmann im Februar des vergangenen Jahres für das Projekt angemeldet. Bayernweit sind 87 von 96 Landkreisen und kreisfreien Städten beteiligt. "Es ist wichtig, dass wir dieses Problem schnell in den Griff bekommen", begründet Schulleiter Leonhard Reichhart die Bewerbung. Auch Schulrätin Eva Severa-Saile steht voll hinter dem Projekt: "Es freut mich besonders, dass das Problem hier nicht nur erkannt und kommentiert, sondern aktiv angegangen wird."
Die Schirmherrschaft für das Pilotprojekt hat Marktoberdorfs Bürgermeister Werner Himmer übernommen, der auch Vorsitzender des Hauptschulverbandes ist. Er bezeichnete das Projekt als "außergewöhnlich".
Allerdings müssten seiner Ansicht nach auch die Eltern Verantwortung übernehmen und ihren Kindern den Umgang mit dem Internet beibringen. Andreas Klett von "Time for Kids" erläuterte die Funktionsweise des "Schulfilters plus". "Die Software ist sehr aktuell und hochintelligent. Sie schafft es, zwischen 90 und 95 Prozent der nicht bildungsrelevanten Inhalte herauszufiltern", so Klett.
"Tür zu den Eltern öffnen"
Bei den Schülern kommt das Programm ebenfalls sehr gut an: "Es ist sehr sinnvoll", meinen die beiden Schülerinnen Lilian und Carolina einhellig. Und natürlich sei der Schutz vor gefährdenden Inhalten "äußerst wichtig".
Systembetreuer Herbert Kaufmann lobt vor allem die Flexibilität des "Schulfilter plus", den die Schulen für 145 Euro pro Jahr auf ihrem System installieren können. "Wir haben das Programm innerhalb kürzester Zeit genau so konfiguriert, wie wir es wollen", erzählt Kaufmann.
Am Rande der Vorstellung diskutierten die Beteiligten auch über zukünftige Maßnahmen, um die Eltern mit dem Problem, aber auch mit der Lösung durch den Filter, bekannt zu machen. "Wir müssen die Türe zu den Eltern öffnen", sagte Severa-Saile. Eine Idee könne eine praktische Einführung mit einem Beamer an der Schule sein.