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Schulnoten immer öfter ein Fall für den Anwalt

Kempten

Schulnoten immer öfter ein Fall für den Anwalt

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    Im Streit um unliebsame Zensuren drohen Eltern immer häufiger mit dem Anwalt. Während der Vorsitzende des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes, Klaus Wenzel, (wie berichtet) von einer landesweit wachsenden "Klagewut" spricht, sagt Thomas Novy für die Bereiche Kempten, Oberallgäu und Lindau: "Es ist nicht gang und gäbe, aber die Tendenz steigt."

    Nach Auskunft des Leiters des Staatlichen Schulamts in Immenstadt suchen Eltern häufig dann juristischen Beistand, wenn es für ihre Kinder um den Übergang in eine weiterführende Schule geht. "Dabei kommt es manchmal nur auf einen einzigen Punkt im Zeugnis an", weiß Novy. Immerhin müssen Viertklässler, um auf eine Realschule zu wechseln, einen Notendurchschnitt von 2,66 nachweisen. Um später das Gymnasium zu besuchen, darf der Schnitt nicht über 2,33 liegen. "Schüler, die schlechter abschneiden, aber trotzdem auf diese Schulform wechseln wollen, müssen zum Probeunterricht", erklärt Novy.

    Statt klagen Gespräche führen

    Und zwar in den Fächern Deutsche, Mathe und Heimat- und Sachkunde an der zukünftigen Schule. Eine mehrtägige Bewährungsprobe, die einige Eltern Novy zufolge ihren Kindern gerne ersparen wollen - wenn nötig mit Hilfe eines Advokaten. Gestiegen sei diese Tendenz, seit die sechsstufige Realschule vor einigen Jahren eingeführt wurde.

    Doch obwohl alle juristischen Angelegenheiten früher oder später auf Novys Schreibtisch landen, müsse das Schulamt selbst nur selten eingreifen: "Die meisten Konflikte können schlussendlich schulintern durch Gespräche geklärt werden." Wenn Eltern sich nicht mit dem zuständigen Lehrer einigen könnten, werde die Schulleitung eingeschaltet. Erst am Ende treffen sich die Parteien beim Schulamt. "Das war im vergangenen Jahr nach den Übergangszeugnissen zweimal der Fall", erinnert sich Novy.

    Doch nicht nur unliebsame Zensuren rufen Anwälte auf den Plan. Auch zwischenmenschliche Schwierigkeiten seien häufig Grund für juristische Schritte: "Ein Elternpaar wollte erzwingen, dass sein Kind in eine Parallel-Klasse versetzt wird", berichtet der Schulamtsleiter. Auch würden Anwälte zu Rate gezogen, wenn einem Kind - ganz im Gegensatz zur Einschätzung der Eltern - empfohlen werde, aufgrund seiner Leistungen, eine Förderschule statt eine Regelschule zu besuchen. Vor Gericht ist seiner Erfahrung nach aber noch kein Fall gelandet.

    Ähnliches berichtet auch Steffen Junker, Anwalt für Verwaltungsrecht in der Kemptener Kanzlei Mögele. Er stellt klar: "Versetzungsentscheidungen sind zwar anfechtbar, führen in der Regel aber eher selten zu gerichtlichen Auseinandersetzungen.

    " Nicht angreifbar seien dagegen einzelne Klausurnoten. Der Jurist empfiehlt bei Unstimmigkeiten zwischen Schülern, Eltern und Lehrer das direkte Gespräch.

    "In der Regel konstruktiv"

    Und das ist auch die einhellige Meinung der Grundschuldirektoren in Kempten. Beispielsweise Manfred Haag, Leiter der Volksschule auf dem Lindenberg sagt: "In der Regel arbeiten die Eltern konstruktiv mit uns zusammen." Das ganze Jahr über werde das Gespräch mit den Eltern gesucht. Ein Anwalt sei noch nie dabei gewesen.

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