Kempten | sh | Sie sind Diplomchemiker oder Übersetzer, sind eigentlich schon in Rente oder hatten wegen des eigenen Nachwuchses den Beruf erst einmal hinten angestellt: Mit Beginn des neuen Schuljahres haben an den Kemptener Gymnasien auch zahlreiche "freie" Lehrkräfte und externe Fachleute ihren Dienst aufgenommen. Sie unterrichten vornehmlich in Teilzeit und springen gerade in den naturwissenschaftlichen Fächern ein, wo teilweise Lehrer fehlen. Insgesamt 2967 Schüler drücken seit zwei Wochen in den drei Gymnasien die Schulbank.
1015 Schüler sind es beispielsweise im Hildegardis-Gymnasium, wo es heuer ungewöhnlich viele Fünftklässler gibt: 144 Kinder verteilen sich auf fünf Klassen. Mit der Lehrerzuteilung ist Rektorin Renate Börner dabei eigentlich recht zufrieden. Schließlich sei es ihr gelungen, auch ausreichend freie Lehrkräfte für ihre Schule zu gewinnen. Gesucht hatte Börner über die Schulzeitung, die auch im Internet erscheint - "und da haben dann wohl viele unseren Bericht gesehen", erzählt die Schulleiterin.
Insgesamt sechs externe Lehrkräfte vermitteln am Hilde Wissen an die Kinder - fast alle sind laut Börner Frauen mit Staatsexamen, die allerdings wegen eigener Kinder pausiert oder ihre Ausbildung nicht ganz fertig gemacht haben.
Hoffen auf weitere Lehrer
Acht Externe werden heuer am Carl-von-Linde-Gymnasium (CvL) eingesetzt. Das reicht nicht ganz, um den Bedarf zu decken - Rektor Helmut Forster rechnet aber damit, dass das Gymnasium dann zum Halbjahr noch neue Lehrer bekommt. Mit 713 Schülern gibt es am CvL heuer rund 18 Jugendliche weniger als im vergangenen Schuljahr. Damals seien aber die Eingangsklassen ungewöhnlich groß gewesen, erinnert sich Forster. Um heuer ausreichend Lehrkräfte zu bekommen, hatte sich der Rektor im vergangenen Jahr auf unbekanntem Terrain bewegen müssen: Über Eltern und andere Kontakte mussten die externen Lehrkräfte schließlich erst einmal gefunden werden.
"Völliges Neuland"
Dazu kamen zahlreiche Bewerbungsgespräche und die Ausarbeitung von Arbeitsverträgen. "Das war ja für uns völliges Neuland", meint Forster. An seinem Gymnasium werden die Externen vor allem in Chemie, Biologie und Spanisch unterrichten.
Das Allgäu-Gymnasium (AG) hat laut Rektor Gerald Dötz eine ausreichende Lehrerversorgung in diesem Jahr. Eine Ausnahme bilden ihm zufolge nur die naturwissenschaftlichen Fächer. So sind auch am AG einige externe Kräfte beschäftigt. 1239 Jugendliche drücken dort seit rund zwei Wochen die Schulbank - wobei es über die Ferien noch einige Abgänge an die Fachoberschule gab.
Dabei handelt es sich laut Dötz vornehmlich um Schüler des alten G9, die mit dem Wechsel auf Nummer sicher gehen wollten, nicht bei einer möglichen Ehrenrunde im G8 zu landen.