Schluss mit Vorurteilen wurde beim diesjährigen "Tag der Schrothkur" gemacht: Dafür sorgte einerseits Dr. Andrea Wirrwitz-Bingger, die in ihrem Vortrag zahlreiche Irrtümer rund um das Schroth-Konzept auflistete, andererseits aber auch Dr. Brigitte Osterbrink von der Hochschule Rheine. Sie sieht in der Schrothkur weit mehr als nur "eine Abnehmkur". Eine Studie in den nächsten Wochen soll belegen, was für Osterbrink längst feststeht: Insbesondere auch für Diabetiker ist eine Schrothkur gesundheitsfördernd.
"Sie tun genau das Richtige", sagte die Diabetes-Beraterin den Schrothkurlern. Die kalorienreduzierte Nahrung während einer Schrothkur unterstütze die Insulinaufnahme, die salzarme Ernährung wirke sich positiv auf die Wirkung von blutdrucksenkenden Mitteln aus und die Bewegung sorge dafür, dass Gewichtsreduzierungen länger anhalten. Diese kurzfristig messbaren Ergebnisse soll die Studie belegen, die Osterbrink in den nächsten vier Wochen in Oberstaufen erstellt.
Jenseits der medikamentösen Behandlung könne eine Schrothkur helfen, dies zu verhindern oder zu verzögern. "Sie sollten jedoch weniger von einer Kur und mehr von einem Naturheilverfahren sprechen", gab Osterbrink den Staufnern als Tipp.
Ihr Vortrag war nur ein Teil des Schrothkur-Tages, der in dieser Form seit 2006 (zuvor viele Jahre als "Schroth-Symposium") stattfindet und bewusst nicht nur "Insider" wie Ärzte, Kurhaus-Betreiber und Packer anspricht. So kamen auch in diesem Jahr viele Gäste ins Färberhaus. Dort lockten auch zahlreiche Stände mit Informationen und ein umfangreiches Rahmenprogramm, das der Vorsitzende des deutschen Wellnessverbandes, Lutz Hertel, beendete.
Nicht zu viel Alkohol
Derweil räumte innen Dr. Andrea Wirrwitz-Bingger mit den "größten Schrothkur-Irrtümern" auf. Dazu gehörte, dass der Alkohol eine große Rolle spielen dürfe. Nur in geringen Mengen wirke sich aber der Alkohol beispielsweise positiv auf die Durchblutungsförderung aus. Einen Eiweißmangel erleide niemand während einer Schrothkur, so Wirrwitz-Bingger.
Denn: "Statt tierischem Eiweiß wird ausreichend pflanzliches Eiweiß aus Getreide, Gemüse und Kartoffeln aufgenommen". "Es ist gleichgültig, wie lange ich in der Schrothpackung bleibe", sei ein weiteres Vorurteil. Erst nach anderthalb Stunden erfolgt der gewünschte Temperaturanstieg, die Aktivierung der Selbstheilungskräfte benötige zwei Stunden.