Mit dem neuen Bohrturm auf der Geothermieanlage zwischen Kaufbeuren und Mauerstetten gehen die Arbeiten zügig voran. Vom bestehenden Bohrloch aus wurde auf dem Weg zu den erhofften förderbaren Heißwasservorkommen, die zur umweltschonenden Energiegewinnung genutzt werden sollen, nun eine Abzweigung gebohrt. Mit diesem sogenannten Side-Track hofft das Betreiberunternehmen Exorka, innerhalb der Heißwasser führenden Erdschicht auf eine unterirdische Region mit ausreichenden Zuflussbedingungen zu stoßen. Die Abzweigung beginnt nach Angaben Exorkas am bestehenden Bohrloch exakt bei 2397,5 Meter und wird derzeit Richtung Südosten (Ortsteil Hausen) vorangetrieben. Am Donnerstag wurde dort eine Tiefe von 3320 Metern erreicht. Die Zielteufe, also der Endpunkt der Bohrung, liegt bei 4475 Metern.
Risiken und Chancen
Weiterhin glaubt das Unternehmen fest an den Erfolg des Projektes, das jeden Tag auf der Anlage durchschnittlich rund 60000 Euro kostet. Exorka geht aufgrund der Voruntersuchungen nach wie vor vom Bau eines hocheffizienten Geothermiekraftwerkes zur Produktion von Strom und Bereitstellung von Wärme als Ziel aus und investiert trotz der weltweiten Wirtschaftsturbulenzen weiter in das Projekt. "Das alles geht nur, weil wir von der Finanzkrise recht wenig mitbekommen", so Exorka-Chef Curt Bems. "Genau so, wie die Krise große Risiken birgt, tun sich so manche Chancen auf. Das Verhältnis ist ziemlich ausgeglichen." Wie berichtet, ist der neue Bohrturm Anfang des Jahres aufgebaut worden; vor zwei Wochen wurden die Bohrarbeiten fortgesetzt.
Alles deutet nach den bisherigen Erkenntnissen Exorkas auf ausreichend heißes Wasser zur umweltschonenden Energienutzung im zugänglichen Teil der Erdkruste hin. Das Allgäu liegt im sogenannten Molassebecken, in dem sich Wasser führende Kalksteinschichten aus dem Jura befinden. Dieser Malm ist laut Geologen in den oberen 100 bis 150 Metern stark verkarstet und dadurch wasserdurchlässig. "Bis dato gibt es in Bayern keine ,trockene Geothermiebohrung", so Bems.
Das Bohrteam war wie berichtet bereits im vergangenen Jahr mit dem alten Bohrloch bis auf eine Teufe von 4545 Metern vorgedrungen. Messungen hätten Vorkommen mit 150 Grad heißem Wasser bestätigt, hieß es, lediglich die für den Betrieb eines Heizkraftwerkes notwendigen Schüttungsmengen waren nicht ausreichend. Nun sucht die Bohrmannschaft zum "Aufschließen" dieser Regionen einen zur Lage der Karstzone optimal ausgerichteten Bohrverlauf.
Bems vermutet, dass die Bohrmannschaft in rund vier Wochen am Ziel ist. Zwischendurch müssten auch noch Rohre in das Loch eingebaut und zementiert sowie einige Vermessungen vorgenommen werden.