Das Telefon hat gestern in der Straßenmeisterei in Lindenberg nicht stillgestanden -immer wieder haben sich Anlieger über zugeschaufelte Einfahrten beklagt, die Räumfahrzeuge im Vorbeifahren hinterlassen haben. "Wir versuchen immer wieder klar zu machen, dass geräumte Straßen oberste Priorität haben, denn Polizei, Feuerwehr und Rettungsfahrzeuge müssen durchkommen", sagt Straßenmeistereileiter Markus Eder.
Rund um die Uhr ist seine Mannschaft - unterstützt von Fahrern anderer Unternehmen, die stundenweise bezahlt werden - gestern im Einsatz gewesen. Im Schichtbetrieb rückten jeweils zwölf Fahrer (davon vier von der Straßenmeisterei) in Lkw aus - jeder Einzelne mit sechs Tonnen Streusalz beladen. Das wird beim Räumen "immer mit ausgebracht, weil sich der Schnee je nach Konsistenz sonst festfährt", erklärt Eder. 1200 Tonnen sind in diesem Winter schon auf den Straßen gelandet - "viel, wenn man damit rechnet, dass wir noch zwei Monate Winter haben".
Wenn die Frühschicht gegen 12.30 Uhr nach fast zehn Stunden Arbeitseinsatz dem verdienten Dienstschluss zusteuert, stehen die Kollegen schon in den Startlöchern, um bis Mitternacht die Straßen halbwegs frei zu halten. Jeder Fahrer legt auf einer dreistündigen Tour rund 60 Kilometer zurück.
Danach heißt es tanken, Salz aufladen, kurz verschnaufen und wieder raus auf die Straßen - auch wenn sie die "eh nicht schwarz bekommen", wie Eder weiß.
Eder und sein Team waren auf Neuschnee vorbereitet. Aber mit solchen Mengen hatte niemand gerechnet. "Wir haben zwar Zugriff auf Wetterinformationssysteme, aber das hat keiner abschätzen können", sagt Eder. Verschärft würde die Lage durch stellenweise starken Wind, der zu Schneeverwehungen führt und beispielsweise in Oberreute - da, wo es große Schneemengen hat - die Arbeit erschwert.
Die Straßenmeisterei ist für den gesamten Landkreis Lindau zuständig. Dazu gehören die Bundesstraßen B308, 31 und 12 genauso wie Straßen des Landkreises und des Freistaates - insgesamt 235 Kilometer.
Die Auswirkungen des Staus auf der A96 zwischen Leutkirch und Lindau (siehe eigener Bericht) hat auch die Straßenmeisterei zu spüren bekommen: "Der Verkehr kann auf den anderen Straßen nicht abfließen", wie Eder erläuert. "Wenn es sich staut, müssen auch wir mit den Räumfahrzeugen warten. Es sei denn, die Polizei ist vor Ort und regelt, dass wir auf der anderen Spur vorbeifahren können."
Nicht mehr weiter ging es auch für die sieben Einsatzfahrzeuge der Autobahnmeisterei Wangen. Wie Leiter Günther Scholz auf Nachfrage mitteilte, stünden die meisten davon im Stau. Er sprach von einem "Chaos, das nicht an uns liegt, sondern an den Autofahrern."