Von Andreas Ellinger |Kempten/Nizza"Möglicherweise ist es die schwerste Route, die ich jemals geklettert bin, garantiert aber die schmerzhafteste". So beschreibt der Kemptener Andreas Bindhammer die Tour "Punkt X". Sie befindet sich in der Nähe von Nizza und zählt mit Schwierigkeitsgrad 9a+ zu den härtesten Routen Südfrankreichs und auch der ganzen Welt.
"Punkt X" hängt auf 20 Metern Länge immerhin zehn Meter über. Doch das ist gar nicht das Hauptproblem, berichtet der 35-jährige Kletterprofi vom Team Vaude. Vielmehr ist es die Felsbeschaffenheit, die den Durchstieg erschwerte: "Die engen Fingerlöcher und scharfe Unter- und Seitgriffe in von Wasser zerfressenem Fels erfordern eine radikale Einstellung zu den natürlichen Warnsignalen des Körpers." Das heißt, hier ging es nicht nur darum, schwere Züge zu machen, sondern auch extrem schmerzhafte Griffe zu halten: "Speziell das V-förmige Einfingerloch kurz vor Ende kann man nur ein- bis zweimal am Tag ertragen."
Vorbereitung im Allgäu
Als Vorbereitung für die Route wählte Andreas Bindhammer das Bouldern: Schwerpunkt waren dabei weite Züge an kleinen Griffen - und das ließ sich in den Boulderprojekten bis zum Grad 8b+ im Allgäu und im Schweizer Averstal perfekt trainieren. Es gebe allerdings keinen vorher festgelegten Trainingsplan. "Ich mache einfach das Beste aus der momentanen Situation - ohne dabei mein Ziel aus den Augen zu verlieren."
Ebenso wichtig aus seiner Sicht ist es, nicht aufzugeben. Die Ausnahme der Regel "sind Einzelzüge, die ich mir wegen mangelnder Reichweite nicht vorstellen kann." Oder, wenn die Route wegen dauerhaft schlechter Witterung "unter Wasser steht". Nach dem Durchstieg dieser extrem harten Route wird sich Bindhammer auf seine nächsten Ziele am Naturfels vorbereiten.

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Und auch schwere Erstbegehungen stehen auf dem Plan. Mit dem Wettkampfklettern an der Kunstwand hat der ehemalige deutsche Meister dagegen fast abgeschlossen.
Allerdings eben nur fast. Nach seiner jüngsten guten Platzierung beim Deutschlandcup hat sich der Kemptener wieder für die deutsche Meisterschaft Ende November in Heilbronn qualifiziert. "Meine Chancen kann ich nur schwer beurteilen, aber ich werde mein Möglichstes tun", verspricht er. Dort wird er wieder für den Kemptener Alpenverein an den Start gehen.