Ob auf Fotos, als Puzzle oder in Schneedosen: Das Schloss Neuschwanstein ist auf der ganzen Welt bekannt. Schüler der Courtland High School im Kreis Spotsylvania (bei Fredericksburg, Virginia, USA) haben das Bauwerk nun auf ganz besondere Art und Weise verewigt: als Lebkuchenschloss. Ihre Deutschlehrerin Bettina Hoeninger berichtet über die Entstehung des Mammutbackwerks, für das neben 15 Kilo Teig, 120 Eiern und gut 30 Kilo Puderzucker auch reichlich Geduld und Enthusiasmus gebraucht wurden.
Seit drei Jahren hing das Neuschwanstein-Poster in unserem Deutsch-Klassenzimmer und es zog immer wieder das Interesse der Schüler und Eltern auf sich. Warum hatte dieser König ein Schloss gebaut, das wie das Disney-Schloss aussieht? Erstaunt nahmen die Amerikaner zur Kenntnis, dass das Schloss Neuschwanstein die ursprüngliche Inspiration für viele Disney-Schlösser gewesen war.
Im Rahmen des landeskundlichen Teils unseres Deutschunterrichts haben die Schüler auch erfahren, wer der Bauherr des Schlosses war und sie waren fasziniert von seinem Lebenslauf und der vielschichtigen Persönlichkeit Ludwigs II. von Bayern.
Die Fernsehsendung 'Superbauten' von Terra X, die im Internet auch mit englischen Untertiteln zu sehen ist, gab Aufschluss über all die offenen Fragen, die die Schüler hatten.
Im Mai wurde das diesjährige Thema für den örtlichen Lebkuchenhauswettbewerb in der Ferry Farm bekanntgegeben. Ferry Farm ist der Bauernhof im heutigen Stafford County, auf dem der erste Präsident der USA, George Washington, aufgewachsen ist.
Unser Courtland High School Deutschprogramm hat seit 2009 an dem Wettbewerb teilgenommen und jeweils in der Altersgruppe '15 bis 17 Jahre' gewonnen.
Als die Schüler erfuhren, dass das Thema für 2011 'Märchenwelt' lautet, waren sie sehr aufgeregt, weil sie endlich ihr Lieblingsschloss nachbilden konnten. Am 6. Oktober begannen die Arbeiten, hauptsächlich an den Nachmittagen nach der Schule. Beteiligt waren 13 Schüler. Die Mädchen und Buben druckten Grundrisse aus, rechneten Maßstäbe um und berieten besonders intensiv, welches 'Baumaterial' sie verwenden sollten – mussten doch alle Zutaten essbar sein.
Von den Eltern der Schüler gesponsert wurden schließlich Lebkuchen, Fondant, Zuckerguss, gefärbte Zuckerkristalle, Eistüten, Plätzchen und Lebensmittelfarbe: Wir haben 15 Kilo Lebkuchenteig, rund 30 Kilo Puderzucker, 120 Eier, 23 Kilo Fondant und allein für die Türme etwa 100 Eistüten verbaut.
Einige Fenster wurden aus geschmolzenen Bonbons gefertigt, damit sie wie Glas aussehen. Das ein Meter lange, 70 Zentimeter breite und über 50 Zentimeter hohe Lebkuchenschloss ist fast komplett mit rund 3500 Fondantziegeln verkleidet. Die Dächer wurden mit dunkelgrauem Zuckerguss bestrichen und dann mit schwarz gefärbtem, schimmernden Konditor-Zucker bestreut. Besonders schwierig waren neben der Dachkonstruktion und den Stützmauern die Gemälde an der Wand in den oberen Stockwerken, die mit Lebensmittelfarbe auf ausgerolltes Fondant übertragen werden mussten. Nach mehreren Versuchen glückte das auch, so dass unser Schloss nach fast achtwöchiger Bauzeit fertig wurde und nun in der Ferry Farm ausgestellt ist.
Es war den Schülern wichtig, sowohl den Starnberger See mit dem Gedenkkreuz als auch den Schwan mitzugestalten. Eine kleine Begleitinformation für die Besucher der Lebkuchenhaus-Ausstellung wurde erarbeitet. Sie soll den Interessierten ein Gesamtbild zeigen und sie einladen, das Original zu besuchen.