von Josef Hölzle |Salgen/UnterallgäuDie Natur- und Vogelschützer werden nicht gerade von guten Nachrichten überhäuft, zu sehr kommt die Natur auch im Unterallgäu in Bedrängnis. Doch es gibt auch noch erfreuliche Botschaften. Seit die Kreisgruppe Unterallgäu-Memmingen im Landesbund für Vogelschutz (LBV) vor knapp 25 Jahren ein Schleiereulen-Programm zur Rettung des stark gefährdeten Nachtvogels gestartet hat, gibt es ein kleines Eulen-Wunder.
Zwar kommen mal gute und mal schlechte Jahre für den "stillen Jäger der Nacht". Doch insgesamt ist die Schleiereule insbesondere im nordöstlichen Unterallgäu wieder heimisch geworden, nachdem sie zuvor so gut wie verschwunden war. Da genügte es natürlich nicht, nur zu pfeifen oder zu klatschen. Hintergrund des Erfolgs war die aufwendige Schaffung von Nistplätzen.
Schwerarbeit auf hohen Leitern
In Zusammenarbeit mit aufgeschlossenen Landwirten und Feldstadelbesitzern wurden zahlreiche Schleiereulenkästen im Inneren von hohen Stadeln angebracht. Dies war zwar Schwerstarbeit auf hohen Leitern, aber es habe sich gelohnt, berichtete der LBV-Kreisvorsitzende Georg Frehner bei einem Ortstermin in Salgen. So sei der Raum zwischen Mindel, Flossach und Hasel im Dreieck Pfaffenhausen, Derndorf und Zaisertshofen mittlerweile fast zum "Eulen-Land" geworden.
Wie der neue "LBV-Schleiereulen-Beauftragte" für diese Region, Reiner Hatzelmann aus Haselbach, verriet, habe er heuer neun Brutpaare gezählt, die in LBV-Schleiereulenkästen circa 35 junge Eulen ausgebrütet und aufgezogen haben oder noch aufziehen. Natürliche Nistplätze, zum Beispiel in Türmen oder verfallenen Gebäuden, gebe es immer weniger. Ein Teil der LBV- Nistkästen sei auch von Turmfalken besetzt, die also von den Bemühungen um die Schleiereule profitierten. Hier habe man in der Region 26 Turmfalken-Brutpaare geortet, die jeweils bis zu acht Jungvögel aufziehen. Georg Frehner dankte Reiner Hatzelmann für sein ehrenamtliches Engagement zugunsten der heimatlichen Natur.
Gleichzeitig verabschiedete er den bisherigen Schleiereulen-Beauftragten, Franz Röger aus Pfaffenhausen, der die Aufgabe etliche Jahre lang engagiert wahrgenommen hatte. Jedenfalls zeigten die Experten an einem für Schleiereulen geöffneten Stadel von Wilhelm Götzfried bei Salgen, wie der Lebensraum für den Nachtjäger aussehen müsste. Hier gebe es in der Nähe Bäume und Sträucher als Deckungsmöglichkeiten sowie offene Wiesen- und Feldfluren zum Jagen. Schleiereulen leben, so erklärte Reiner Hatzelmann, insbesondere von Kleinsäugern, wie Wühlmäusen und Spitzmäusen. Gibt es viele Mäuse, dann gehe es auch den Eulen gut. Dies gelte, so Georg Frehner, ebenso für Bussarde, Falken oder auch für den Storch. Diese Vögel seien also als natürliche Mäusefänger sehr nützliche Partner der Landwirtschaft.
Hatzelmann möchte noch in diesem Jahr etliche zusätzliche Nistkästen anbringen. Dafür sucht er weitere "Wohnraumgeber" für diesen nützlichen und faszinierenden Nachtvogel. Außerdem empfiehlt er, Ansitzstangen in Wiesen aufzustellen. Sie sollten zwei bis drei Meter hoch sein und können dann bei Nacht den Eulen und bei Tag anderen Greifvögeln als Ansitz zur Beutejagd dienen. Doch eine große Sorge plagt die Naturfreunde immer mehr.
Es sind die zunehmenden Wiesenumbrüche und Mais-Monokulturen im Unterallgäu. Sie würden einem Großteil der heimischen Tierwelt die Lebens- und Nahrungsräume entziehen und langfristig verheerende Folgen für Flora und Fauna haben.
Kontakt Ansprechpartner zum Thema Schleiereulen und zum Aufhängen von Nistkästen in Scheunen und Städeln ist für die LBV-Kreisgruppe Reiner Hatzelmann aus Haselbach unter Telefon (08266) 1603.