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Artikel: "Schleichender Vorgang"

15. Juli 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Schule Immer wieder packen Eltern bei Sanierungen mit an - Stadt: Teilweise ein demonstrativer Akt, um auf Mängel hinzuweisen

Von Frank Eberhard |MemmingenEine Reihe von Schulen, für die die Stadt verantwortlich ist, hat Sanierungsbedarf oder bekommt ihrer Meinung nach zu wenig Geld für anstehende Arbeiten. Elternbeiräte und Schulleiter sind sich einig: Pflichten von Stadt und Staat dürfen nicht auf Eltern abgewälzt werden. Teilweise ist das laut bayerischem Elternverband im Freistaat aber bereits gängige Praxis. Auch in Memmingen sehen Elternbeiräte schon die Anfänge einer solchen Entwicklung.

Elternbeiratsvorsitzende Sabine Braun hat vor einiger Zeit mit anderen Eltern ein Klassenzimmer der Grundschule Dickenreishausen gestrichen. "Wir wollten nicht, dass unsere Kinder in so einem tristen Raum lernen müssen", sagt sie. "Die Farbe hat uns die Stadt bezahlt, aber die Arbeit haben wir Eltern gemacht", so Braun weiter. Damals ließ die Stadt nur das Zimmer nebenan streichen. Schulleiter Hermann Eckner betont: "Der Sachaufwandsträger, also die Stadt, ist zuständig, weder Eltern noch Lehrer sollten ihm die Arbeit abnehmen."

"Gürtel wird enger geschnallt"

Frauke Kopperschmidt als Vorsitzende des Elternbeirats des Bernhard-Strigel-Gymnasiums sagt, dass Schule und Elternbeirat lange darum kämpfen müssten, bis Renovierungen erledigt würden. "Wir müssen darauf achten, wie es in Zukunft wird, denn der Gürtel wird immer enger geschnallt", so Kopperschmidt.

Laut Werner Preising, Schulleiter des Strigel, würden es die öffentlichen Haushalte nicht immer ermöglichen, Klassenzimmer zügig zu renovieren. Denn beim Strigel gebe es "einen großen Berg dringlicher Maßnahmen", die erledigt werden müssten. Aber: "Wenn die Stadt so viel Geld hat, dass sie zwölf Millionen Euro ins Theater steckt, dann muss auch mehr Geld als bisher für die Schulen da sein", so Preising.

Andreas Mayr, Elternbeiratsvorsitzender der Edith-Stein-Schule, spricht von einem "schleichenden Vorgang". Nach seinen Worten übernehmen Eltern immer wieder Arbeiten in Schulen. So hätten sie in der Edith-Stein-Schule Klassenzimmer gestrichen. Und für zusätzliche Spielgeräte auf dem Pausenhof haben sie sogar in den eigenen Geldbeutel gegriffen: "Ohne diese Geräte müssten die Kinder in der Pause beim Spielen Schlange stehen."

"Nicht Sache der Eltern"

"Es ist nicht Sache der Eltern, Klassenzimmer zu streichen", sagt Volker Kraus von der Stadtverwaltung. Wenn sie solche Arbeiten erledigen, ist das seiner Meinung nach aber nicht nur verdienstvoll. Denn zum Teil sei es auch ein demonstrativer Akt, um auf Mängel aufmerksam zu machen.

Jeder wolle zuerst die Probleme bei sich gelöst haben, aber die Kassen seien knapp: "Es gibt immer Wünsche, die weitergehen als das, was die Schulen bekommen."

Die Stadt gebe viel Geld für Schulen aus, betont Kraus. So sei die Fach- und Berufsoberschule neu gebaut worden, das Vöhlin-Gymnasium werde saniert und zwei neue Realschulen gebaut (siehe Infokasten).