Aller Anfang ist schwer. Mühsam versucht der junge Mann, mit den Drum-Stöcken den richtigen Takt zu finden. "Nur Geduld, das wird schon." Ermutigende Worte von Schlagzeuglehrer Ludwig Seidel. Er ist Profi seines Fachs. Der 21-Jährige studiert Schlagzeug an der Hochschule für Musik in München. Über mangelnden Zulauf in der Duracher Musikschule, wo er nebenbei unterrichtet, kann er sich nicht beklagen: 13 Nachwuchs-Drummern bringt der Kemptener den Umgang mit Trommeln und Becken bei. Sieben weitere Interessenten stehen auf seiner Warteliste.
Worin liegt die Faszination des Instrumentes, das manche verächtlich als Lärmwerkzeug abtun? "Es ist seine Vielseitigkeit", beteuert Seidel. "Das Schla
gzeug taugt für absolut jede Musikrichtung." Noch dazu sei es ein Sportinstrument, das starken körperlichen Einsatz erfordere. Freilich: "Talent muss man schon haben." Der Rest sei Fleiß.
Animiert von einem seiner vier älteren Bruder saß er als 13-Jähriger zum ersten Mal an einem Schlagzeug. Sieben Jahre nahm Seidel Unterricht in der Kemptener Musikschule. Seinen Förderer Stefan Staudt lobt er in den höchsten Tönen: Ein Super-Musiklehrer sei er gewesen. Ohne ihn hätte er den Sprung an die Musikhochschule womöglich nicht geschafft. 18 Anwärter hatten mit Seidel dort vorgespielt, aber nur drei ergatterten einen Platz .
Das Klavierspielen - eine Zugangsvoraussetzung - hat sich Seidel selbst beigebracht. Unterrichtet wird er von Professor Werner Schmidt, der mit der Hugo-Strasser-Bigband bekannt wurde.
Auch beruflich will Ludw
ig Seidel dem Schlagzeug treu bleiben. Nach dem Studium soll ihm das Instrument den Lebensunterhalt sichern. "Ich kann mir gut vorstellen, drei Tage in der Woche zu unterrichten und nebenher eine Band aufzubauen." Apropos Band: Vor seinem Umzug nach München spielte der Abiturient des Carl-von-Linde-Gymnasiums in der Kemptener Rockformation "Majestic Moose". Momentan trommelt er in der Band der Hochschule. Im dortigen Übungsraum beansprucht er das Schlagzeug täglich vier Stunden am Stück. Eine Strapaze für die Ohren? "Ohne Gehörschutz", meint der Student, "geht gar nichts."
Die Vorzüge der grünen Großstadt München ("natürlich gehe ich aufs Oktoberfest") genießt Seidel durchaus. Dennoch zieht es ihn ins Allgäu zurück. Derzeit wöchentlich - schließlich warten in der Heimat lernwillige Nachwuchs-Schlagzeuger und am Wochenende die Freunde auf ihn. Später, nach dem Studium, möchte Ludwig Seidel wieder ganz im Allgäu leben. Daheim sei es eben doch am schönsten.