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Schlachtabfall wird wieder zu Tierfutter

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Schlachtabfall wird wieder zu Tierfutter

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    Marktoberdorf(vit). - In der EU kann ab Mai 2003 wieder Tiermehl zur Tierfutter verarbeitet werden. Auch wenn Futter aus Schlachtabfällen in Deutschland weiter verboten bleibt, so wird dies doch starke Auswirkungen auf die Tierkörperbeseitigungsanlagen haben, in denen Tiermehl anfällt. Dies war Hauptthema bei der Versammlung des Zweckverbandes für die Tierkörperbeseitigung (TBA) in Kraftisried. Nach Einschätzung von Veterinärdirektor Dr. Johann Ludwig ist zudem damit zu rechnen, dass mit Tiermehl erzeugtes Fleisch aus anderen EU-Ländern eingeführt wird. Die Tiermehlverfütterung war im Zuge der BSE-Bekämpfung verboten worden. Landrat Johann Fleschhut als Verbandsvorsitzender ist sich sicher: 'Das wird eine neue Diskussion über die Verfütterungsmöglichkeiten auslösen.' Diese standen nach Auftreten der ersten BSE-Fälle in Deutschland stark in der Kritik. Denn Tiermehl stand immer wieder im Verdacht, Infektionsquelle für den Rinderwahnsinn zu sein. Eine vor wenigen Tagen im Amtsblatt der EU veröffentlichte Verordnung teilt Schlachtabfälle und Tierkörper in drei verschiedene Kategorien ein: BSE-Risikomaterial und kranke Tiere müssen weiterhin über Tierkörperbeseitigungsanlagen entsorgt, das Tiermehl anschließend als Abfall verbrannt werden. Beispielsweise mit Tierarzneimitteln belastete Tierabfälle können hingegen zu Düngemitteln verarbeitet, kompostiert oder für Biogasanlagen verwendet werden.

    Wiederkäuer ausgenommen Eine dritte Kategorie bilden bestimmte Teile der Schlachtabfälle von denen laut EU-Meinung kein Gesundheitsrisiko ausgeht. Sie können nach der neuen Verordnung ab Mai wieder zu Tiermehl verarbeitet werden. Nach Einschätzung der Experten im Landratsamt können mit dieser Verordnung bestimmte Schlachtabfälle gesunder Tieren in der Nutztierhaltung wieder verfüttert werden. Davon ausgenommen sind aber Wiederkäuer wie Kühe. Außerdem wird eine Verfütterung von Mehl innerhalb einer Tierart untersagt, also beispielsweise die Mast von Schweinen mit Mehl aus Schlachtabfällen von Schweinen.

    Gefahr der Vermischung Der Geschäftsführer des Tierkörperzweckverbandes, Kreiskämmerer Hermann Thoma, ist aber skeptisch: 'Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass verarbeitetes Risikomaterial doch im Futtertrog landet. Zudem könnte Tiermehl, das noch nach alten Normen hergestellt wurde und derzeit gelagert ist, den Weg der Verfütterung finden, ohne dass dies nachweisbar wäre.' Die Vertreter von elf südbayerischen Landkreisen im Tierkörperbeseitigungsverband waren sich einig, dass diese Neuregelung die Struktur bei der Verwertung von Schlachtabfällen gravierend ändern werde. Künftig, so Schätzungen, fehle der Tierkörperbeseitigung in Kraftisried, die heuer rund 45000 Tonnen verarbeitet, rund ein Drittel der anfallenden Schlachtabfälle. Die großen Schlachthöfe würden einen Teil der Ware an Futtermittelhersteller abgeben, um Gewinn zu erzielen. Dafür würden die Markt-Gesetze sorgen. Kraftisried müsse dennoch eine Risikomaterial-TBA bleiben, da sie in einem Einzugsbereich mit 1,13 Millionen Menschen und 700000 Rindern und Pferden für die Tierseuchenbekämpfung zuständig sei, so Thoma. Daher strebt man für unbedenkliche Materialien eine Kooperation mit anderen TBA-Zweckverbänden an, die dann ihr Risikomatieral nach Kraftisried geben und zum Ausgleich unbedenkliches Material aus dem Kraftisrieder Einzugsgebiet erhalten könnten. Damit soll auch weiterhin eine volle Auslastung der Anlage gewährleistet werden, die in den vergangenen Jahren mit Millionenaufwand saniert wurde.

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