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"Schauspieler müssen etwas verrückt sein"

Oberstdorf

"Schauspieler müssen etwas verrückt sein"

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    Mit dem Stück "Der Theatermacher" des österreichischen Dramatikers Thomas Bernhard gastiert das Landestheater Dinkelsbühl am Freitag, 5. März, um 20 Uhr im Oberstdorf-Haus. In dem 1984 erschienenen Stück geht es besonders um die Arbeit, die hinter jeder Theateraufführung steckt. Stefan Nowicki sprach mit dem Regisseur und Intendanten des Theaters, Peter Cahn, über die Arbeit des Theatermachens und auch über das Stück selbst.

    Herr Cahn, Sie kommen mit dem Stück "Der Theatermacher" von Thomas Bernhard nach Oberstdorf. Wie lange spielen Sie das Stück schon?

    Peter Cahn: Die Premiere war vor gut zwei Wochen und wir hatten seitdem fünf weiter Aufführungen, die zu unserer Freude alle ausverkauft waren.

    Worum geht es in dem Stück genau?

    Peter Cahn: So wie der Titel schon andeutet, um das Theater. Es ist ein Stück, das hinter die Kulissen schaut und eine sehr ausführliche Antwort auf die Frage gibt, was Schauspieler denn tagsüber machen. Die Hauptperson ist ein Schauspieler, der mit seiner Familie übers Land tingelt und der sich mit allen möglichen Hindernissen herumschlagen muss. Dabei ist er fast besessen von seinen Vorstellungen und ein Tyrann.

    Diese Hauptperson wirft ja ein nicht unbedingt schmeichelhaftes Licht auf den Beruf des Schauspielers. Sind Schauspieler immer auch etwas verrückt?

    Peter Cahn: Ich glaube das gehört dazu. Wenn man hundertmal als Hamlet auf der Bühne sterben muss und völlig unabhängig von den eigenen Umständen und Erlebnissen allabendlich eine glaubhafte Illusion abliefern soll, muss man schon ein wenig diese Verrücktheit haben.

    Thomas Bernhard verarbeitet in dem Stück auch eigene Erfahrungen, zum Beispiel die Sache mit dem Notlicht.

    Peter Cahn: Ja, das muss für ihn ein sehr einschneidendes Erlebnis gewesen sein. Bei den Salzburger Festspielen inszenierte er ein Stück, in dem für zwei Minuten absolute Finsternis herrschen sollte. Bei den Proben gingen alle Lichter aus, auch die Notbeleuchtung, bei der Generalprobe ebenso, dann bei der Premiere allerdings blieb die Notbeleuchtung an. Es muss Bernhard sehr gewurmt haben, dass da ein Feuerwehrmann mehr Macht besaß als der Regisseur.

    Was können Sie noch zu Bernhard sagen?

    Peter Cahn: Er ist als Theaterautor sehr spannend und nicht einfach, denn er greift oft Themen auf, die die Leute vor den Kopf stoßen. Er reißt vieles an, was zu Diskussionen anregt, und das ist toll.

    Worauf haben Sie in Ihrer Regie und Inszenierung besonders Wert gelegt?

    Peter Cahn: Mir war es ganz wichtig zu zeigen, wie die Familie des Schauspielers lebt. Auch wenn Bernhard diesen Personen nur sehr wenig Text gegeben hat. Ich habe mich sehr auf die Reaktionen in Mimik, Gestik und durch Bewegungen dieser Nebenrollen konzentriert.

    In welcher Zeit ist das Stück angelegt?

    Peter Cahn: Im Hier und Jetzt. Wir haben es so angelegt, dass es überall spielen könnte, nicht nur im Alpenländischen.

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