In Sankt Mang wohnen die Ausländer. In Sankt Mang passieren ständig Straftaten. In Sankt Mang will man nun wirklich nicht wohnen. Sankt Mang. Ein Stadtteil, gegen den es viele Vorurteile gibt. Ein bisschen was, finden die Sankt Manger selbst, ist immer noch dran an diesen Vorurteilen. Doch es rühre sich auch etwas im Stadtteil, es gebe eine Gemeinschaft, die stetig daran arbeite, dass gute Aktionen auf die Bahn kommen. Nicht zuletzt, seitdem es das Projekt "Soziale Stadt" gibt. Und so kamen die Bürger von Sankt Mang bei der "Mobilen Redaktion" der AZ am Mittwochabend in der Gaststätte "Schmelztiegel" zum Fazit, dass ihr Stadtteil durchaus lebenswert ist.
Drei Jahre ist es her, dass in Sankt Mang das Projekt "Soziale Stadt" eingeführt wurde. Grundlage dafür waren die guten Erfahrungen aus Thingers, wo das Projekt vor zehn Jahren gestartet war. Allerdings: Zwischen den Problemen in den Stadtteilen, erläuterte Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer, gebe es einen Unterschied. Während in Thingers seinerzeit der gesamte Stadtteil "nach unten gezogen wurde", habe es in Sankt Mang nur einige Brennpunkte und Bereiche mit Problemsituationen gegeben. Diese habe man jetzt angepackt. Netzer: "Durch die Soziale Stadt sind mit den Bürgern Aktivitäten entstanden und es ist etwas passiert, das vorher nicht geklappt hat." Als Beispiel nannte er die alte BMX-Bahn, die nach Jahren nun für die Jugend umgebaut wurde.
Neuer Spielplatz, Mehrgenerationenhaus, Bürgertreff, der Miniladen im Oberösch - auch Quartiersmanager Oliver Stiller zählte positive Ergebnisse der Sozialen Stadt auf. Und er betonte, dass das Projekt durch Zusammenarbeit Vieler und eine gute Vernetzung funktioniere.
Empfinden die Sankt Manger das selbst auch so? Fühlen sie sich in ihrem Stadtteil wohl? Was klappt und wo müssen Verbesserungen her?
Ausländer: Das Thema Integration ist laut Stiller ein Schwerpunkt. Funktionierts? "Es klappt", meinte etwa Margot Feuersenger. Das Projekt sei gut, wenngleich die Bau- und Siedlungsgenossenschaft Allgäu (BSG) bereits Jahre vorher angefangen habe, in Sachen Gemeinschaft aktiv zu werden. Und mittlerweile, so Feuersenger, sei diese Gemeinschaft spürbar - auch mit den Migranten. Mehr Beteiligung der Ausländer wünscht sich dagegen Werner Wittmann vom Verein "Wir in Kottern".
Eine Zusammenarbeit klappe nur selten, wie bei der Kotterner Weihnacht: "Ansonsten kommt von der Seite nichts."
Übrigens: Das Vorurteil, dass Sankt Mang ein reiner Ausländer-Stadtteil sei, entkräftete BSG-Vorstand Mario Dalla Torre: Kempten, so die Statistik, habe insgesamt einen Ausländeranteil von elf Prozent, in Sankt Mang seien es 10,1 Prozent.
Kriminalität: Können sich die Sankt Manger in ihrem Stadtteil sicher fühlen? Sie tun es, war im Schmelztiegel zu hören. Und sie können es immer öfter, lieferte Jugendamtsleiter Matthias Haugg Zahlen: Lag die Zahl der verurteilten jugendlichen Straftäter aus dem Stadtteil 2004 bei 93, waren es 2008 nur noch 77 und 2009 wieder weniger, nämlich 70. Das, so Haugg, sei übrigens eine allgemeine Tendenz.
Leben im Stadtteil: Sankt Mang ist lebenswert, war schließlich der Tenor. Nicht zuletzt, weil im Stadtteil viele Vereine aktiv sind. Und Robert Treffler, der seit 17 Jahren in Sankt Mang wohnt, meinte zur Sozialen Stadt: "Man muss nur mitmachen. Ich habe in den letzten Jahren viele Menschen kennengelernt, denen ich sonst nie begegnet wäre."
(Weitere Berichte folgen)