Von Michael Mang Rettenberg Sie müssen selber erkennen, ob sie es wollen oder nicht. Albert Burger aus Rettenberg betreut die Basismannschaft des Alläuer Ski-Verbands (ASV). Eine Gruppe von zehn Jungen und Mädchen der Jahrgänge 86, 87 und 88. Burger sieht seine Mannschaft als Puffer zwischen dem Schülerbereich und der Nationalmannschaft. Und damit auch als eine Art letzte Chance für diejenigen, die es nicht direkt in den C-/D- Kader des nationalen Verbandes DSV geschafft haben. Doch Burger ist sich sicher, dass jeder seiner Schützlinge das Zeug dazu hat, den Sprung nach oben zu schaffen. Und zwar dann, wenn sie dem Druck standhalten, sagt der ehemalige Weltcup-Fahrer. Helfen würde ein alpines Trainingszentrum. Darin sieht der Trainer die einzige Möglichkeit, wieder mit der internationalen Konkurrenz mithalten zu können. Sie haben alle genug Talent, um es schaffen zu können. Albert Burger hält große Stücke auf seine Basismannschaft. Er traut jedem Einzelnen den Sprung in einen Kader des Deutschen Skiverbandes zu. Der Traum wäre natürlich, wenn es alle schaffen würden. Burger betreut zusammen mit Ex-Slalom-Ass Markus Eberle aus Riezlern zehn Jugendliche aus dem Ober- und Ostallgäu. Zu ihnen gehören aus dem südlichen Oberallgäu: Max Wittwer (SSV Wertach), Hans-Jörg Füß (SV Hindelang), Florian Dumps (SC Oberstdorf), Linda Knauth (SC Sonthofen) und Baptist Schöll (SC Rubihorn). Doch der DSV hat vor dieses Ziel hohe Hürden gesetzt: Im Verlauf der Saison werden drei Jugend-FIS-Rennen ausgetragen, die als Qualifikationswettbewerbe dienen. Die bestplazierten sechs Mädchen und zehn Jungen haben dann die Chance bei den offenen FIS-Rennen in Deutschland anzutreten. Trainer hat Mitspracherecht Um sicher zu gehen, dass keine Talente durch dieses Raster fallen, hat sich der Skiverband eine zusätzliche Neuerung einfallen lassen: das Trainerurteil.
So können sich je drei Jungen und Mädchen, die es nicht über die Platzierung geschafft haben, dennoch qualifizieren, wenn ihnen die Trainer das notwendige Talent bescheinigen. Wenn einer kurz vor Schluss aussteigt oder im Training immer zu den Besten gehört, hat er so noch eine Chance, erklärt Burger den Grundgedanken dieser Regelung. Beim ersten Qualifikationsrennen im Pitztal schafften es nur zwei Mädchen aus Burgers Basismannschaft: Linda Knaut, die den Slalom gewann und die Zweitplatzierte Steffi Geier (SC Pfronten) konnten sich direkt qualifizieren. Bei den Jungen gab es eine Enttäuschung, da die hoffnungsvollsten Talente rausflogen. Aber das dämpft Burgers Optimismus noch lange nicht: Anfang Januar haben sie erneut eine Chance und vom Talent her schaffen sie es. Das Problem an dieser stark leistungsorientierten Ausrichtung des Jugendbereichs sei der Druck, der sich auf die einzelnen Läufer aufbaue, erklärt Burger. Man muss versuchen, über Gespräche den Druck zu nehmen. Außerdem weiß der Rettenberger aus Erfahrung, dass es hilft, die Wettkampfsituationen im Training nachzustellen. Wenn man viele Zeitläufe absolviert, gewöhnen sich die Läuferinnen und Läufer besser daran. Ganz aufheben könne man den Druck so natürlich nicht, aber das sei auch gar nicht im Interesse des Trainers: Wenn man ein erfolgreicher Rennläufer sein will, muss man mit der psychischen Belastung umgehen können. Obwohl sich Burger selbst weniger als harten Hund und vielmehr als Softie sieht, legt er dabei auch Wert auf Disziplin. Wenn ich merke, dass jemand nicht mit dem nötigen Ernst bei der Sache ist, fahre ich dazwischen. Eine Basismannschaft diene dazu, Talente aufzufangen und wenn nötig, beispielsweise nach Verletzungen, wieder aufzurichten. Sie können sich ein bis zwei Jahre sammeln und sich entwickeln. Dann wird sich zeigen, ob sie es schaffen. Für den Erfolg von Burgers Arbeit wäre vor allem der Bau eines alpinen Trainingszentrums im Allgäu von unschätzbarem Wert. Das wäre absolut notwendig, wenn wir zu den anderen Nationen wieder aufschließen wollen. Neidisch blickt Burger nach Skandinavien, wo die Trainer die Möglichkeit haben, von morgens bis abends auf abgesperrten Pisten zu trainieren. Burger bleiben mit seinen Schützlingen nach der Schule gerade mal zwei Stunden bis die Lifte wieder schließen. Bei diesen unterschiedlichen Voraussetzungen sei es unmöglich, die Klasse dieser Nationen zu erreichen.