Interview Gerd Ilg vom "Arbeitskreis Miteinander" spricht über Probleme mit Springkraut und Rupfaktionen in der Marktgemeinde Weiler-Simmerberg">

Artikel: "Samen über mehrere Jahre keimfähig"

18. Juli 2008 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
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Interview Gerd Ilg vom "Arbeitskreis Miteinander" spricht über Probleme mit Springkraut und Rupfaktionen in der Marktgemeinde Weiler-Simmerberg

Von Sabrina Müller |Weiler-Simmerberg/WestallgäuDas Indische Springkraut bildet wegen seiner hohen Samenproduktion schnell große, flächendeckende Bestände. Vor drei Jahren hat der "Arbeitskreis (AK) Miteinander" aus Weiler-Simmerberg den Kampf gegen die Pflanze in der Marktgemeinde aufgenommen. Wie sehen die Erfolge der Rupfaktionen aus? Und was genau macht die Pflanze zum Feind einheimischer Arten? Wir sprachen mit Gerd Ilg vom AK über die Nebenwirkungen des Problemgewächses.

Wie erfolgreich sind die Aktionen bisher?

Gerd Ilg: Heuer war es mir nicht möglich, alle Flächen abzulaufen. Aber an vielen Stellen, an denen wir in den letzten Jahren im Einsatz waren, steht fast nichts mehr. Ganz wichtig ist es, Rupfaktionen über mehrere Jahre hinweg an selber Stelle zu wiederholen.

Warum?

Ilg: Der Samen der Pflanze ist über mehrere Jahre keimfähig. Auch wenn die Wurzel ausgerissen wird, bleibt immer Samen im Boden zurück, sodass im kommenden Jahr neue Pflanzen wachsen können. Regelmäßige Aktionen verringern den Bestand in jedem Jahr ein bisschen mehr.

Also bleiben Sie dran?

Ilg: Natürlich. Wir haben auch versucht, eine Aktion mit mehreren Gemeinden gemeinsam zu starten. Es ist wichtig, die Bäche von oben nach unten vom Springkraut zu befreien, weil es sich sonst immer wieder über die Fließgewässer ausbreiten kann. In diesem Jahr kam die Idee zu kurzfristig, aber im nächsten wollen wir einen neuen Versuch unternehmen.

Was genau ist eigentlich das Gefährliche am Springkraut?

Ilg: Der Flachwurzler verdrängt fast alle anderen Pflanzen. Er benötigt viel Wasser und wächst schneller als die einheimischen Pflanzen. Damit nimmt das Springkraut Wasser und Licht. Allein die Brennnessel kann da mithalten, alles andere geht zurück.

Vor allem an Fließgewässern ist eine Ausbreitung gefährlich, weil der Samen über das Wasser bis runter an den Bodensee transportiert und bei Hochwasser auf die Wiesen gebracht wird.

Wo ist das Wachstum derzeit am Schlimmsten?

Ilg: Eigentlich gibt es an jedem Bach oder Graben sehr viele Stellen - beispielsweise an der Rothach in der Nähe der Kläranlage. Oder am Radweg nach Röthenbach.

Worauf ist beim Ausrupfen zu achten?

Ilg: Zum einen die Zeit. Eigentlich sind wir heuer schon fast zu spät dran, weil man rupfen muss, bevor die Pflanze aussamt. Das fängt Mitte, Ende August an. Die effektivste Methode ist das Rausreißen samt Wurzel. Die Zweitbeste das Abmähen, das dann allerdings ziemlich dicht über dem Boden.

Auf eigene Faust loszuziehen, halte ich nicht für sinnvoll. Vor allem im Wald müssen solche Aktionen mit dem Grundstücksbesitzer geklärt werden.

Wer kann beim AK mitmachen?

Ilg: Mitmachen kann jeder - ob Schulklassen, Vereine oder Einzelpersonen. Interessenten können sich mit mir in Verbindung setzen und ich weise ihnen dann Bereiche zu. Der Bauhof der Marktgemeinde wird wie in den vergangenen Jahren das an Sammelstellen abgelegte Springkraut einsammeln.

Wie war die Beteiligung im vergangenen Jahr?

Ilg: Die meisten Gruppen sind zwei oder drei Mal zum Rupfen gegangen. Insgesamt hatten wir rund 13 Aktionstage, wobei die Zusammensetzung der freiwilligen Helfer immer anders war. Ich schätze, dass sich rund 100 Leute an den Aktionen beteiligt haben.

Freiwillige Helfer können sich mit Gerd Ilg in Verbindung setzen, Telefon (08387) 951690, und auf dem Anrufbeantworter Namen und Telefonnummer hinterlassen.