Benefiz-Veranstaltung für Dresden mit August dem Starken Von Peter Schwarz Oberstdorf. Erobert hat August der Starke seinerzeit eigentlich nur die Damenwelt. Aber wenigstens für ein paar Stunden einverleibte sich der sächsische Barock-Kurfürst auch das bayerische Oberstdorf. Zusammen mit Teilen seines Hofstaats beherrschte der würd´ge Adelsspross im rotsamtenen Gehrock sowohl den Marktplatz, wo die Darsteller Dresdner Geschichte zunächst einen kleinen Volksauflauf produzierten, als auch danach die Kulturvilla Jauss. Dort wurde eine Gartenparty mit sächsischen Impressionen unterlegt. Es war eine ungewöhnliche Benfizveranstaltung für die Flutopfer in und um Dresden. Just für einen Tag war die mit lauter Individualisten besetzte zehnköpfige Künstlertruppe von der Elbe an den Iller-Ursprung gereist, damit umgekehrt wieder Allgäuer nach Elbflorenz reisen mögen.
Ob die perückenbewehrte Majestät oder deren Hofnarr, Possen- und Zahnreißer Frölich, ob Kurfürstin Anna als Urmutter des Wettiner-Herrschergeschlechts oder deren zerlumpter, zahnkranker und buckliger Diener Salvatore: Wer sich von der hie sächselnden, da gedrechselt parlierenden Entourage bezaubern ließ, dem saßen auch ein paar Dukaten für den Wiederaufbau drüben locker in der Hosentasche. Neben Stegreifszenen, Improvisationskunst in historischen Kostümen der Semper-Oper und jeder Menge Wortwitz mit aktuellen Anspielungen (Die Sachsen sind mit allen Wassern gewaschen) offerierten August und seine gezierte Mätresse Reichsgräfin von Cosel auch Müller-Thurgau vom Dresdner Elbhang nebst sächsischem Bier, Eierschecken und weiteres ess- wie trinkbares Kulturgut. In Elb-Florenz fehlen die Touristen Der hoch dekorierte Wettinerfürst, der im bürgerlichen Leben Rainer Müller heißt, Fachlehrer für Geschichte war und nun eine Tourismus-Agentur betreibt, bekommt das Ausbleiben der Dresden-Besucher nach der verheerenden Flut derzeit stark zu spüren. Alle Darsteller der Kleinkunst-Szenerie, welche nicht nur bei Staatsempfängen sächsische Geschichte nachspielen, treten normalerweise bei Gruppenreisen, festlichen Essen und anderen Gelegenheiten auf. Man muss sich das einmal vorstellen, dass in Oberstdorf die Urlauber ausbleiben würden, fühlte Bürgermeister Thomas Müller mit den leidgeprüften Dresdnern. Zusammen mit seinem Amtsvorgänger Eduard Geyer freute er sich über die Anwesenheit der personifizierten Sympathieträger aus Sachsen, von wo einst die ersten Sommerfrischler dem Ort unterm Nebelhorn zum touristischen Aufschwung verholfen haben. In Erinnerung daran hatten auch die Kurverwaltung und der hiesige Hotel- und Gaststättenverband kräftig mit angeschoben, damit es zu diesem barocken Amüsement an der Villa Jauss kam. Der ausgerechnet in einem historischen weiß-gelb-blauen bayerischen Gewand agierende Hofnarr und selbstredend Ihre Majestät August der Starke erhoben anschließend jemanden in den Adelstand, der gemeinsam mit dem Dresdner Pendant Margitta Kreisel die charmante sächsische Eroberung eingefädelt hatte. Die gebürtige Dresdnerin und Oberstdorfer Exquisit-Hoteliersfrau darf sich fortan Gabi von Wagner nennen.