Memmingen: Rugby im Rollstuhl

14. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung

Vorbild - Der querschnittsgelähmte Tim Simon hat nie aufgegeben

Es war der 18. März 2002; der Tag, an dem sich das Leben von Tim Simon auf einen Schlag komplett verändert hat: «Es war nur ein leichter Sturz», blickt der dreifache Deutsche Meister mit dem BMX-Fahrrad zurück. Die Folgen jedoch waren schwerwiegend: Der damals 28 Jahre alte Sportler brach sich den fünften Halswirbel. Und daraus resultierte eine Quetschung des Rückenmarkes. Die Diagnose lautete: Querschnittslähmung.

Von einem Tag auf den anderen war der Industriemechaniker also auf die Hilfe anderer Menschen angewiesen. Als er schließlich nach mehr als einem halben Jahr die Klinik in Ulm verließ, war er froh, rasch eine Anlaufstelle gefunden zu haben, bei der er Antworten auf viele Fragen bekam: die Offene Behindertenarbeit (OBA) (siehe auch Infokasten). Diese gibt es seit fünf Jahren bei Regens Wagner. «Der Kernbereich unserer Arbeit ist die Betreuung und die Beratung von Menschen mit Behinderungen», erläutert OBA-Leiter Markus Oexle.

«Ihnen allen wollen wir aufzeigen, dass eine Behinderung nicht die Endstation ist und sie nicht in Hoffnungslosigkeit verfallen müssen.» Das beste Beispiel dafür, dass es auch anders gehe, sei Tim Simon aus Steinheim. «Aber auch ich war nach dem Unfall lange Zeit psychisch und physisch am Boden», räumt der 34-Jährige ein.

«Dazu kam ja, dass Tim zunächst nicht allein aus dem Bett oder auf die Toilette kam», erinnert sich Werner Bertele, Verantwortliche OBA-Pflegefachkraft bei Regens Wagner, «er benötigte damals fünf Mal die Woche eine drei- bis vierstündige Betreuung.»

Er sitzt selbst am Steuer

Heute, rund sieben Jahre später, ist Vieles anders: Tim Simon treibt wieder Sport. Im Team der Ulmer «Donauhaie» trägt er das Trikot mit der Nummer fünf. Die Rollstuhlrugby-Mannschaft spielt in der Zweiten Bundesliga Süd. «Die sozialen Kontakte zu Rollstuhlfahrern, die sich nicht hängen lassen, waren und sind für mich sehr wichtig», betont Simon. Ein Mal in der Woche fährt er selbst zum Training nach Illerrieden - mit einem speziell für ihn umgerüsteten Auto.

«Es war immer seine Einstellung, zu sagen: Ich will das selbst schaffen», freut sich Werner Bertele über Simons Kampfgeist. Der gibt den Ball zurück: «Ohne die Unterstützung von Regens Wagner hätte ich das alles nicht geschafft.» Hilfe benötigt Simon, der in Pflegestufe II eingruppiert ist, immer noch. Doch dafür ist seit Oktober nur noch seine Frau Janine zuständig, die er im Mai 2007 geheiratet hat.

Weitere Informationen im Internet unter

www.ulmer-donauhaie.de

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