Marktoberdorf/Ostallgäu(vit). - 'Kurt Rossmanith ist ein erfahrener Abgeordneter, der die Türen kennt, wo man hin muss.' So empfahl der Ostallgäuer CSU-Kreisvorsitzende Reinhold Sontheimer den seit 25 Jahren amtierenden Bundestagsabgeordneten für die nächste Wahlperiode. Auch Rossmanith bat die Ostallgäuer CSU, ihn weiter zu 'fordern'. Vorher muss er allerdings noch offiziell als Kandidat im Wahlkreis nominiert werden, zu dem das Unterallgäu und Memmingen gehören. Im nötigen Verfahren wählten nun die Vertreter der Ostallgäuer CSU in Marktoberdorf 66 Delegierte zur Bundeswahlkreiskonferenz. Angesichts der Mehrheitsverhältnisse im Ostallgäu - 2002 erhielt die CSU bei der Bundestagswahl 64,9 Prozent - gibt es an Rossmaniths Wiederwahl wenig Zweifel. Der jedoch warnte davor, schon jetzt zu siegessicher von einem Regierungswechsel im Herbst auszugehen. Denn dafür, dass der Bundespräsident das Parlament auflöst, seien hohe verfassungsrechtliche Hürden zu überwinden. 'Es wäre am besten, Schröder würde zurücktreten', riet Rossmanith dem Bundeskanzler, der mit seiner Partei völlig zerstritten und dessen Koalition schon längst gescheitert sei. Die Bilanz von sieben Jahren Rot-Grün nannte Rossmanith verheerend: eine Million Arbeitslose mehr als 1998, Ich-AG als 'legalisierte Schwarzarbeit', zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich, unkalkulierbare Verschuldung, zu hohe Belastungen für den Mittelstand als Motor der Wirtschaft, 'ausgeplünderte' Sozialkassen. Rossmanith sagte, dass 'wir bei einer Regierungsübernahme nicht als erstes Steuern senken können'. Dazu sei die Lage zu schlecht. Oberstes Ziel werde vielmehr sein, wieder mehr Beschäftigung und weniger Arbeitslose zu bekommen. Dazu wolle man betriebliche Bündnisse ermöglichen. Änderungen im Sozialbereich, so Rossmanith, seien kein Sozialabbau, soweit sie Freiraum für soziale Sicherung schaffen. Wichtig sei es, die Finanzen in Griff zu bekommen: 30 Millionen Beschäftigte, die fünf Millionen Arbeitslose finanzieren - 'das hält kein Land auf Dauer aus'.
Mehr Präsenz gewünscht 'Wir werden schwierige Zeiten haben. Es wird alles andere als leicht, wenn wir ab September die Verantwortung übernehmen', erklärte der Abgeordnete. Doch es sei immer noch besser, heuer den Regierungwechsel zu erreichen, als bis zur regulären Wahl zu warten: 'Jeder Tag ohne die Rot-Grüne-Chaos-Regierung ist ein Gewinn für Deutschland.' Rossmanith stellte heraus, dass er sich etwa beim Lückenschluss an den Autobahnen A7 und A96 für die Belange seines Wahlkreises eingesetzt habe. Doch manchmal 'hätte ich mir gewünscht, öfter persönlich vor Ort zu sein', entschuldigte er seine häufige Abwesenheit im Ostallgäu. Dies hänge auch damit zusammen, dass Berlin weit weg sei und er beispielsweise auch im Wahlkampf in Schleswig-Hollstein und Nordrhein Westfalen im Einsatz gewesen sei. Auch CSU-Kreisvorsitzender Sontheimer sprach von 'beängstigenden Entwicklungen' auf Bundesebene. Er erklärte seine Unterstützung für Rossmanith, der die Probleme der Region gut in Berlin vertrete. Die Wahl der Delegierten für die Nominierungskonferenz am 2. Juli leitete stellvertretender Kreisvorsitzender Dr. Christian Alex. Von 120 Delegierten bei der Bundeswahlkreiskonferenz kommen 66 aus dem Ostallgäu (davon 14 aus Kaufbeuren). Dies, so Sontheimer, zeige die Bedeutung des Kreisverbandes im Wahlkreis. Dass nur wenige Vertreter der Ortsverbände nun im Gasthof Burger in Marktoberdorf trotz verkürzter Ladungsfrist fehlten, wurde zudem als Zeichen dafür gewertet, wie wichtig der Basis die Bundestagswahl ist.