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Rolf Zuckowski kommt, singt und er siegt

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Rolf Zuckowski kommt, singt und er siegt

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    Von Freddy Schissler Kempten - Der Vater ist skeptisch, gelinde ausgedrückt. Genau genommen ist er verstimmt bis sauer. Denn diesen Samstag hatte er sich anders vorgestellt. Die Sportschau wollte er sich seit langem wieder einmal anschauen. Jene Sendung, die zu Zeiten von Ernst Huberty Kult und ohne familiäre Widerrede für den Mann des Hauses reserviert gewesen war. Jetzt, um viertel nach sechs, sitzt er nicht vor der Glotze im Wohnzimmer, sondern hier in der Big Box Allgäu in Kempten. Kinderlieder statt Bundesliga-Fußball. Rolf Zuckowski statt Ernst Huberty (oder einem seiner heutigen Kollegen). Neben dem Vater sitzt der sechsjährige Sohn; erwartungsfroh wie all die anderen Kinder von drei bis dreizehn. Insgesamt 2500 Kinder, Eltern, Opas und Omas sind in zwei Vorstellungen an diesem Tag Zuckowskis Aufforderung nachgekommen, bei den beiden Auftritten ein eigenes Wunschkonzert zusammen zu stellen. Gespannt ist der Sohnemann auch deshalb, weil er Minuten zuvor, beim Eintritt in die Big Box, nicht nur große Augen angesichts der riesigen Veranstaltungshalle gemacht, sondern auch seinen gesamten Mut in die Hand genommen hat. Er kritzelte seinen Namen auf eine der vielen herumliegenden Wunschkonzert-Karten und erklärte sich per Kreuz bereit, zum Künstler auf die Bühne zu kommen, um ihn beim Singen zu unterstützen.

    Kinder auf der Bühne Rolf Zuckowski ist ein Fuchs. Er komponiert nicht nur facettenreiche und herrlich kindgerechte Lieder, die er mit Keyboarder Michael Gundlach glänzend versteht vorzutragen, sondern geht auf die Kinder zu. Spricht sie in seinen Konzerten direkt an, nimmt ihnen die Scheu vor großen Namen und gleißendem Scheinwerferlicht - und bittet sie zu sich auf die Bühne. Und siehe da: Viele Buben und Mädchen erklären sich tatsächlich bereit, vor hunderten von Zuhörern aufzutreten. Auch die behinderte Sandra im Rollstuhl, die viel Mut und Mumm beim Lied von der besten Mami zeigt und dafür einen besonders lauten Applaus erntet. Oder der Sechsjährige unseres anfänglich verstimmten Vaters. Nach einer halben Stunde hat sich übrigens auch dieser Papa von der guten Laune im Saal anstecken lassen. Klatscht mit, singt mit, nur als die Kinder von ihren Stühlen springen und auf Geheiß von König Rolf beim Lied der Vogelhochzeit die Arme zur Seite strecken und einen Adler oder etwas ähnliches imitieren, bleibt er sitzen. Aber er lächelt und genießt. Einmal noch an diesem frühen Abend bilden sich allerdings auf des Vaters Stirn die Schweißtropfen, und die Finger verkrampfen sich. Rolf Zuckowski macht den Vorschlag, nicht nur die mitsingwilligen Kinder auf die Bühne zu rufen, sondern auch deren Väter. Vorbei ist es plötzlich mit der Souveränität des Alters, vergessen der mutmachende Spruch vom 'auf die Bühne zu gehen, ist doch gar nicht so schwer', den er zuvor so jovial dem Sohn mit auf den Weg gegeben hatte. Die Sache geht gut aus. Der Künstler bittet doch nur die Kleinen nach vorne, der Sechsjährige intoniert beinahe fehlerlos mit sieben anderen Kindern die Weihnachtsbäckerei, die zwei Stunden vergehen wie im Flug. Rolf Zuckowski hat gewonnen: die Sympathien der vielen Buben und Mädchen - und das Duell gegen eine Kultsendung wie die Sportschau.

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