'Wir alle steh’n für eine neue Zeit, gemeinsam und in Brüderlichkeit, überall sind die Menschen bereit für eine Welt in Freiheit und Gerechtigkeit!' - Ein letztes Mal werden am Sonntag etwa 400 Spieler diese Hymne am Ende des Freilichtspiels 'Robin Hood' lautstark anstimmen.
Die 27 Aufführungen haben dann 63.000 Zuschauer gesehen. Das entspricht einer Auslastung von 95 Prozent, sagt Joachim Konrad, Bürgermeister und Geschäftsführer der Allgäuer Freilichtspiele Altusried GmbH. Und er fügt hinzu: Robin Hood ist der größte Erfolg seit 1999. Damals wurde die für rund sechs Millionen Euro neu erbaute Freilichtbühne mit dem Historienspiel Anno 1525 - Bauernkrieg im Allgäu eingeweiht.
Ein besonderes Erlebnis war Robin Hood für Regisseur Dominik von Gunten. Der Enthusiasmus der Spielergemeinde hat den 64-jährigen Schweizer, der in Augsburg lebt, schwer beeindruckt. Die Altusrieder sind so wahnsinnig, bescheuert und unvernünftig, doch nur so kann man Kultur von hoher Qualität machen, sagt er. Diesen absoluten Willen, Dinge zu tun, die eigentlich gar nicht möglich sind, diesen Ehrgeiz, gemeinsam großes Theater zu machen, habe er so noch nicht nirgendwo erlebt.
Autor Christian Schönfelder hatte für die Freilichtbühne eine spezielle Fassung erstellt. Keine leichte Aufgabe, da sich viele Legenden, Sagen und Geschichten um den Helden ranken. Dazu galt es Rollen für die große Spielerschar zu entwickeln und die weitläufige Naturbühne im Auge zu behalten. Und als die Flüchtlingskrise hochkochte, war klar, dass diese auch im Stück ein Thema sein sollte.
Für Aufsehen sorgte der Berliner Bühnenbildner Philipp Nicolai, der den riesigen Platz vor der 2500 Besucher fassenden Tribüne radikal gestaltete: Er rückte den Sherwood Forest zum Publikum. Ein Graben symbolisierte den Riss, der durch die Welt geht: hier der Wald der Geächteten und Flüchtlinge, dort die Stadt Nottingham, in der Willkür herrscht.
Ein trauriges Erlebnis hatte die Spielergemeinschaft zu verkraften: Vor einer Aufführung kam ein junger Spieler, der bei den Bogenschützen mitwirkte, bei einem Unfall ums Leben. Für manche Spieler waren diesmal die Rahmenbedingungen ungewohnt. Denn von Gunten stand ein großes professionelles Regie-Team zur Verfügung.
Dazu gehörten neben Schönfelder und Nicolai, die Dramaturgin Christa Hohmann, die Choreografin Raphaela Kurz, Kostümbildnerin Katja Wetzel, die Fecht- und Kampfchoreografin Annette Bauer und der Komponist Rainer Bartesch. Dessen Musik beeindruckte Joachim Konrad: Der bewegende Gesamtchor am Schluss war für mich ein Höhepunkt.
Die Professionalisierung der Freilichtsspiele will Konrad weiter vorantreiben. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit dem Staatstheater Mainz. Intendant Markus Müller ist ein gebürtiger Kemptener und berät die Altusrieder ehrenamtlich.
Das Musical Drei Musketiere von Rob und Ferdi Bolland steht 2017 in Altusried auf dem Freilichtspiel-Programm. Für den professionellen Rahmen wollen Müller und sein Team (inklusive Gesangssolisten) sorgen. Dabei sollen aber auch viele Altusrieder auf der Bühne stehen, sagt Konrad. 2018 werde es eine Oper und ein Märchen geben.
2019 ist das nächste große Freilichtspiel anberaumt. Das wird dann wieder eine Altusrieder Sache, wie Konrad sagt. Was genau gespielt wird und wer inszeniert, darüber berate der Verwaltungsbeirat im ersten Halbjahr 2017. Als roten Faden gibt Konrad die Richtung vor: Das Stück werde sich wieder um Freiheit und Gerechtigkeit drehen.
Zwei Jahre Vorbereitung braucht man auch für so ein Großprojekt, kommentiert Dominik von Gunten die Planung. Der Regisseur hatte für seinen Robin Hood deutlich weniger Zeit. Und das bedeutete für alle Beteiligte auch eine größere Kraftanstrengung.
Ausverkauft sind die letzten Robin-Hood-Vorstellungen am Samstag und Sonntag. Für das Musical 3 Musketiere (Sommer 2017) gibt es bereits Karten unter Telefon 08373/9 22 00.