Gitarrist Thomas Kleemaier spielt sich nach oben. Von unserem Mitarbeiter Michael Dumler Kempten/Altusried Gitarristen gibt es wie Sand am Meer. Wenige schaffen es aus ihrem Hobby oder ihrer Leidenschaft einen Beruf zu machen. Und akustische Solo-Gitarristen, die sich in die Profi-Oberliga spielen, sind dünn gesät. Einer, der es geschafft hat, ist Thomas Kleemaier. Der gebürtige Altusrieder, der seit 1991 in Österreich lebt, ist ein gefragter Dozent und tritt mit den Superstars der internationalen Gitarrenszene wie Pierre Bensusan, Alex de Grassi oder Franco Morone auf. Nun leitete er in seiner Allgäuer Heimat, bei Musik-Rimmel in Kempten, einen Workshop.
Der amerikanische Gitarrist Woody Mann bezeichnet Kleemaier als 'Österreichs am Besten gehütetes Geheimnis in Sachen Akustikgitarre'. 'Na ja, auch wenn ich im oberösterreichischen Linz wohne, bleibe ich ein Allgäuer', sagt der 41-Jährige. Die Geschichte vom Banker, der ein Blueser wurde, mag er nicht mehr hören. Die Lehrjahre des Blues hat Kleemaier, der im Alter von zwölf Jahren mit der Gitarre anfing, längst hinter sich gebracht. Auf seiner CD 'Short Stories' präsentiert er selbstkomponierte instrumentale Gitarren-Feinkost: kraftvoll-stürmische Rhythmen und melodiöse Balladen.
Kleemaiers beruflicher Werdegang in Kempten führt zunächst vom stellvertretenden Mc Donalds-Geschäftsführer bis zum Sparkassen-Angestellten. 1984 lässt er sich zum Bankkaufmann ausbilden und leitet drei Jahre später eine Zweigstelle. Doch der Jazz-Frühling verändert sein Leben. Musiker animieren ihn, bei den Sessions mitzumachen, und Kleemaier spielt sich die Finger wund. 1991 wagt er den Sprung ins kalte Wasser, hängt die Banker-Karriere an den Nagel, jobbt ein Jahr lang bei Musik-Rimmel in Kempten als Verkäufer und zieht dann als Berufsmusiker nach Österreich.
Unterstützung vom Klecks
'Eine harte Zeit', erinnert er sich. Doch seine österreichische Freundin und jetzige Ehefrau Hannelore stärkt ihm den Rücken. In Kempten war es der Klecks, bei dem er immer noch Mitglied ist, und der Waltenhofener Musik-Agentur-Chef Gerold Merkle, die ihn unterstützten. Im fernen Linz ist er zunächst ein unbeschriebenes Blatt, hat kaum Gitarrenschüler und gibt selten Konzerte. Aber Kleemaier beißt sich durch, macht sich als Dozent einen Namen. Der Lohn: Die kanadische Gitarren-Firma Seagull und die Verstärker-Firma AER ziehen den Allgäuer in ihr Boot. Durch Promotion-Tourneen bekommt er wertvolle Kontakte zu Veranstaltern. Ab 1996 geht es aufwärts. Ein Ende des Aufschwungs ist nicht in Sicht. Mittlerweile gibt es sogar einen Kleemaier-Fan-Club im amerikanischen Plymouth (Michigan).
Etwa 20 Workshops gibt Kleemaier im Jahr. Hinzukommen Konzerte und Tourneen für seine neue Gitarren-Firma 'Stanford'. Im letzten Jahr war es dann soweit: Peter Finger, der international wohl profilierteste deutsche Akustik-Gitarrist, war von Kleemaiers neuer CD, die es bei Musik Rimmel gibt (Telefon 08 31/2 27 76) derart begeistert, dass er sie in sein renommiertes Verlagsprogramm 'Acoustic Music Records' aufnahm. 'Das ist so was wie ein Ritterschlag', sagt Kleemaier stolz. Gibt es ein Erfolgsrezept? 'Man muss zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute finden', meint er. Und dann ist da noch etwas Wesentliches: 'Versuche immer besser zu werden und verliere dabei nie den Spaß!'Spielt mittlerweile in der Oberliga der professionellen Akustik-Gitarristen: Thomas Kleemaier. Foto: Michael Dumler