Von Arno Späth Füssen - Freilich sind die 'Ritterspiele zu Füssen' auch ein Mordsspektakel mit großem Unterhaltungswert. Sie basieren aber auf bedeutenden Ereignissen der Stadtgeschichte. Deshalb verdienen sie im V7eranstaltungs-Kreislauf des Jahres ihren Platz: Sie lassen die Zeit vor gut fünf Jahrhunderten aufleben. Historisch fundiert. Die denkwürdige Besonderheit der Geschichte bei den dritten 'Ritterspielen zu Füssen' am kommenden Wochenende: Vor 500 Jahren starb Ritter Georg von Gossenbrot, einer der engsten Vertrauten von Kaiser Maximilian I. Ritter Gossenbrot zählt ab kommendem Freitag wieder zum Füssener Stadtbild. Dargestellt von Maximilian Huttenloher, dem Vorsitzenden des Vereins der 'Kaiser Maximilian Ritter Füssen', zieht er bei den Umzügen mit dem Kaiser von der Lechbrücke durch die Stadt und hinauf zum Hohen Schloss. Ritter Georg von Gossenbrot war kaiserlicher Rat und ein bärenstarker Mann. 'Er soll in der Lage gewesen sein', erzählt Matthias Thalmair, der 'Historiker' unter den Füssener Kaiser Maximilian Rittern, 'mit den bloßen Händen ein Hufeisen auseinanderzureißen.' Das Wirken von Ritter Gossenbrot ist auch 500 Jahre nach seinem Tod in Füssen noch sichtbar. So ist im Füssener Westen eine Straße nach ihm benannt. Und in der so genannten Taufkapelle der Stadtpfarrkirche St. Mang kann jedermann die Deckplatte des einstigen Gossenbrot-Grabes bewundern. Sie ist ein Werk des Augsburger Bildhauers Hans Beierlein. Er meiselte den Ritter lebensgroß und in voller Rüstung in den roten Marmorstein.
Partnerschaft mit Außerfern Ursprünglich befand sich die Grabplatte des Ritters in der ehemaligen Gossenbrotkapelle im Vorzeichen der St.-Mang-Kirche. 'Als Baumeister Johann Jakob Herkomer ab 1701 die heutige Basilika erbaute', erzählt Matthias Thalmair weiter, 'musste die Grabplatte weichen.' Gossenbrot war ein reicher Mann und lieh dem Kaiser immer wieder große Summen. Seit 1477 war er Pfleger in der Burg Ehrenberg. Hier soll im Jahr 2004 das europäische Burgenmuseum eröffnet und den Besuchern die Realität des Mittelalters vor Augen geführt werden. Erst vor kurzem waren die Füssener 'Maximilian Ritter' zu Gast auf Ehrenberg. Dabei wurde das Fundament für eine Partnerschaft zwischen dem Füssener Verein und dem Ritter-Verein im Tiroler Außerfern gelegt. Im Herbst soll die Partnerschaft offiziell besiegelt werden. Bei den dritten 'Ritterspielen zu Füssen' spielt die Stadtpfarrkirche St. Mang vor allem am Sonntag, 18. August, eine besondere Rolle: Um 9 Uhr beginnt hier der 'Rittergottesdienst'. Burgfräulein, Ritter in ihren Rüstungen und auch Kaiser Maximilian mit seiner Frau werden die Messe mitfeiern. Außerden soll sie von mittelalterlicher Kirchenmusik umrahmt werden. Dem Gottesdienst voraus geht ein 'Kirchenzug'. Er beginnt um 8.30 Uhr am Schrannenplatz. Von dort ziehen der Kaiser, sein Gefolge und die Bürgerschaft durch die Altstadt hinauf zu St. Mang. Gleich nach der Messfeier formieren sich Landsknechte, Ritter zu Fuß und zu Pferd, Spielleute, Burgfräulein und die Geistlichkeit des Mittelalters an der Spitalkirche zum Umzug. Apropos Umzug: Er findet von Freitag bis Sonntag täglich um 10 und um 18 Uhr statt.