Kempten: Ringen um Macht und Geld

21. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
ralf lienert

Theater in Kempten - Direktor Peter Baumgardt ist mit den Strukturen unzufrieden und will mehr Einfluss - Verhandlungen mit Verantwortlichen der Stadt

Der Kemptener Theaterdirektor Peter Baumgardt (50) bleibt weiterhin im Allgäu und hat seinen Vertrag bis zum 31. Mai 2010 verlängert. Alles in Ordnung beim Theater in Kempten (TiK), würde man meinen. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppt sich diese Nachricht als nicht so positiv. Hinter den Kulissen nämlich gibt es ein Ringen um Macht und Geld. In nächster Zeit wird Baumgardt mit den Verantwortlichen der Stadt Gespräche über seine Zukunft und die des Theaters führen. Der Ausgang ist offen.

Die Vertragsverlängerung stimmte die von der Stadt gegründete "Theater Kempten gGmbH" offenbar nicht recht glücklich. Erst auf Anfrage unserer Zeitung ging Geschäftsführer Thomas Siedersberger mit dieser Neuigkeit an die Öffentlichkeit. Dabei teilte er auch mit, man habe Baumgardt, dessen erster Vertrag Ende 2009 ausgelaufen wäre, eine Verlängerung bis 31. Mai 2011 angeboten. Doch Baumgardt selbst wollte nur bis Mai 2010 unterschreiben. Damit hatten Siedersberger und der Aufsichtsratsvorsitzende der gGmbH, Oberbürgermeister Dr. Ulrich Netzer, nicht gerechnet. "Das hat uns erstaunt", sagt Siedersberger.

"Möchte nicht länger Gast sein"

Wie Peter Baumgardt sagt, sei er mit einigen Strukturen im Theater nicht zufrieden - und möchte sie ändern. Etwa dass er das Stadttheater für jede Veranstaltung neu anmieten muss, dass ein Gutteil des Personals (Theatermeister, Techniker, Garderobe) nicht ihm direkt unterstellt ist, dass er den Besucher-Service nicht alleine in der Hand hat und dass er nicht so viele Veranstaltungen organisieren darf, wie er gerne möchte.

Seine Unzufriedenheit fasst Baumgardt in diesem Satz zusammen: "Ich möchte mich nicht länger nur als Gast im Stadttheater fühlen."

In den nächsten Wochen und Monaten wird Baumgardt mit den Verantwortlichen der gGmbH über diese und weitere Dinge verhandeln. Oberbürgermeister Netzer und Geschäftsführer Siedersberger signalisieren Kompromissbereitschaft. "Wir müssen schauen, was wir personell und strukturell ändern können", erklärt Manager Siedersberger. "Aber das muss alles im Finanzrahmen sein."

480000 Euro jährlich steuert die Stadt beim Theaterbudget von knapp einer Million Euro bei. Baumgardt sagt, er akzeptiere das - vorerst.

Das Geld reiche derzeit, sagt er. Aber mittel- und langfristig müsse die Stadt ihren Zuschuss erhöhen. "Das wird passieren müssen, wenn wir unseren Anspruch halten wollen", erklärt Baumgardt und verweist auf die jährliche Teuerung sowie steigende Honorare.

Offene Theatertüren

Ein Streitpunkt bei den Verhandlungen wird auch die Zahl der Veranstaltungen pro Saison sein. Insgesamt 60 Theaterabende, Konzerte und sonstige Aufführungen hat Baumgardt bisher auf die Bühnen des großen Saals und des kleinen "Theater-Oben" zu bringen. Zwei pro Woche wären das im Durchschnitt.

Das aber reicht dem Direktor nicht. Er setzte in der vergangenen Saison 80, in der laufenden Spielzeit sogar 90 Termine an. Begründung: "Um das renovierte Theater bei den Bürgern zu verankern, muss es so oft wie möglich offene Türen haben."

"Für Vorschläge aufgeschlossen"

Baumgardt lässt durchblicken, dass er nur dann seinen Vertrag über 2010 hinaus verlängern wird, wenn er einen Gutteil seiner Vorstellungen verwirklichen kann. Gleichwohl sei er "absolut optimistisch", dass Lösungen gefunden werden.

Im Gegenzug erklärt Oberbürgermeister Netzer: "Wir sind für Vorschläge sehr aufgeschlossen." Und: "Wir müssen an dem einen oder anderen arbeiten." Allerdings ist für Netzer der von der Stadt gegebene Zuschuss von jährlich 480000 Euro das Maß aller Dinge. Es dürften nur Veränderungen innerhalb dieses Finanzrahmens vorgenommen werden, betont der Oberbürgermeister.