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Ringe in Nase und Ohren sind tabu

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Ringe in Nase und Ohren sind tabu

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    Oberallgäu. Ringe in Augenbrauen, Nase und Ohren. Das sind die Markenzeichen von Handballstar Stefan Kretzschmar. Der Linksaußen des SC Magdeburg ist wie viele Jugendliche in Deutschland gepierct. Doch wenn der 31-Jährige seine Künste auf dem Feld demonstriert, muss er die durchstochenen Stellen in seinem Gesicht mit Pflaster bedecken. Auch im Schulsport lauern Gefahren. Piercings können zu schweren Verletzungen führen, warnen Mediziner und Krankenversicherungen. Vor allem bei Ballsportarten sei eine Gefährdung der Mitschüler nicht ausgeschlossen. Das gelte vor allem für Bauchnabel- und Gesichtspiercings sowie für Ohrringe. Unsere Mitarbeiter Max Jehle und Tobias Giegerich fragten Sportlehrer und Rektoren im südlichen Oberallgäu über ihre Erfahrungen mit gepiercten Schülern. An der Hauptschule Immenstadt, werden erschreckend viele Piercings getragen, sagen Edith Ott und Jürgen Moos. Die Schüler der beiden Sportlehrer wissen, dass Piercings im Sportunterricht tabu sind, da das Risiko, sich und andere zu verletzen, schlichtweg zu hoch sei. Besonders gefährlich sind nach Meinung aller befragten Lehrer Mannschaftssportarten, bei denen direkter Körperkontakt besteht. Die Piercings müssen, wie Moos am Beispiel von Handballprofi Stefan Kretzschmar erläutert, überklebt oder abgelegt werden. Weigert sich eine Schülerin oder ein Schüler, darf er nicht am Unterricht teilnehmen.

    Diese Bestimmungen des Bayerischen Kultusministeriums gibt auch Rektor Georg Rinderle vom Gymnasium Immenstadt seinen Lehrern mit auf den Weg in den Sportunterricht. Seine Kollegen, Edmund Seiller, Rektor der Hauptschule Oberstdorf und Rudolf Röhrl, Rektor der Fachoberschule in Sonthofen, erklären, dass ihre Pädagogen ähnliche Anweisungen haben. Seiller betont zudem, dass es in diesem Zusammenhang auch versicherungstechnische Dinge zu klären gebe. Sollte es zu Unfällen im Sportunterricht kommen, übernimmt die Gemeindeunfallversicherung nur dann die Behandlungskosten, wenn Ringe und Stecker abgeklebt sind. Sport- und Englischlehrerin Birgit Maschkowski berichtet, dass am Gymnasium Immenstadt überraschend wenig Schüler Stecker und Ringe im Gesicht tragen. Sie betont, dass durch die Vorschrift, Piercings herauszunehmen oder abzukleben, auch an ihrer Schule bisher keine Verletzungen aufgetreten sind. Die Schülerinnen und Schüler von Nicole Grötzinger sind ebenfalls sehr selten gepierct. Sie gibt am Gymnasium Immenstadt die Order aus, dass sowohl beim Geräteturnen als auch bei Leichtathletik-Übungen Ohrringe und Bauchnabelpiercings abgeklebt oder herausgenommen werden. An der Realschule Immenstadt ist das Abkleben der Metallschmuckstücke ebenfalls Pflicht. In jeder Klasse sind rund zehn Prozent der Schüler gepierct, erklärt Sportlehrer Helmut Rittweg. Er beginnt erst dann mit den Ballsportspielen, wenn Piercings in der Sporttasche verstaut sind, da es bei bestimmten Übungen zu schweren Verletzungen kommen könnte. Bisher sei aber noch nichts passiert. Marina Köberle aus der 9. Klasse des Gymnasiums Immenstadt hält es für unpraktisch, die Piercings vor dem Sportunterricht zu entfernen. Es ist schwierig, die Sachen abzunehmen, sagt die 15-Jährige. Sie klebt ihren Stecker vor der Sportstunde im linken Ohr ab. Denn sie sieht ein, dass sie sich sonst bei Handball- oder Basketballspielen schwer verletzen kann.

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