Kempten: Revolutionäre Projekte eingeleitet

10. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
martina diemand

Begegnungen - Radiologie-Chefarzt Dr. Günther Antes blickt zurück

Er ging in Ruhestand so bescheiden, wie er wirkte: Ohne großes Aufhebens. Dabei war Dr. Günther Antes, 26 Jahre Chefarzt der Radiologie am Klinikum Kempten, nicht nur im Allgäu ein gefragter Mann. Der Mediziner war national und international bekannt, machte sich mit Büchern, 75 wissenschaftlichen Publikationen und Vorträgen einen Namen. Stets habe er sich dabei als Dienstleister gesehen.

An seine Zeit im Krankenhaus denkt Antes, seit über einem Monat im Ruhestand, wehmütig zurück. Auch wenn den 65-Jährigen seine zwei Enkelkinder Amelie (5) und Raphael (3) auf Trab halten: Das Klinikum, die Mitarbeiter, die Studenten fehlen ihm. "Es ist, als ob man einem Kind sein Lieblingsspielzeug genommen hat", gibt er leise lächelnd zu.

Ein Herzensanliegen

Die Medizin ist die Welt des Dr. Günther Antes, die Radiologie sein Herzensanliegen. Hier hat der gebürtige Sudetendeutsche fast unbemerkt von der Öffentlichkeit Wegweisendes für das Klinikum geleistet.

Denn als der damals junge Facharzt für Radiologie vom Klinikum Großhadern München nach Kempten wechselte, zunächst die Stelle des radiologischen Oberarztes und ab 1983 die des Chefs übernahm, herrschten "primitivste Bedingungen" auf dem Gebiet der interventionellen Radiologie. Antes führte nicht nur die Computertomografie im Allgäu ein. Revolutionär war auch das Projekt Kernspintomografie. Das damalige Modell (der Zusammenschluss mit zwei niedergelassenen Praxen zu einer Gesellschaft) galt laut Antes als Pilotprojekt in Bayern und wurde deshalb gefördert. Nur so sei es gelungen, die Kernspintomografie auch fürs Klinikum zu nutzen.

Darauf ist der Vater zweier Kinder (Tochter Doktor für Lebensmittelchemie, Sohn Facharzt für Radiologie) ebenso stolz wie auf Ehrentitel internationaler Gesellschaften. Als erster und einziger deutscher Radiologe wurde Antes Mitglied in der "Europäischen Gesellschaft für Gastrointestinale und Abdominelle Radiologie" und mit dem höchsten Titel ausgezeichnet. Auf seinen Spezialgebieten Magen-Darm-Radiologie und Leber hat er sich viele Titel erworben, wobei er eines betont: Dass die Grundlage seiner medizinischen Erfolge auf der Qualität der radiologischen Abteilungen im Klinikum basiere. Stets wichtig war Antes, medizinische Entwicklungen zwar einzuleiten, aber auch weiterzugeben. Damit wurde er am Klinikum bekannt.

Bekannt ist der 65-Jährige auch durch seine Mitgliedschaft in der Bergwacht Allgäu (seit 1965), wo er zehn Jahre lang Abschnittsarzt war. Auch wenn er damit kürzertritt - Skifahren, Skitouren und Bergwandern werden seine Hobbys bleiben. Daneben wird Dr. Antes eines nicht versäumen: Sich zu informieren, wie es im Klinikum weiter geht.