Lamerdingen/Ostallgäu | hkw | Eine so genannte "Tollwutverordnung", die das Ostallgäu als "tollwutgefährdeten Bezirk" auswies, galt nur bis Januar 1995, erläutert Regierungsrat Ralf Kinkel vom Landratsamt: "Dennoch finden sich noch heute im ganzen Landkreis, von Norden bis Süden, Tollwut-Warnschilder." So auch im Lamerdinger Ortsteil Dillishausen. Als "Relikte" vergangener Zeiten bezeichnet Dr. Franz Götz, Leiter des Veterinäramts, deshalb die roten Warnschilder: Sie seien längst überflüssig.
Das gelte um so mehr, als die komplette Bundesrepublik (wie kürzlich vermeldet) erstmals die Kriterien der Internationalen Tierseuchenorganisation (OIE) für Tollwutfreiheit erfülle. Im Ostallgäu wurde die Infektionskrankheit laut Franz Götz zum letzten Mal 1995 bei einem Marder in Schwangau amtlich festgestellt. "In den 80er Jahren und Anfang der 90er hatten wir immer wieder Fälle bei Füchsen und Haustieren, konkret bei Rindern, Hunden und Katzen", berichtet der Tierarzt.
Seit Jahren keinerlei Verdacht
Seit dem kranken Marder sei jedoch nie wieder Tollwut bei einem Tier festgestellt worden. Obwohl beispielsweise geschossene Füchse nach wie vor regelmäßig zur Tollwutuntersuchung eingeschickt werden, wie Götz erläutert: "Zurzeit, in Zusammenarbeit mit den Jägern, zwischen 20 und 50 Füchse pro Jahr." Auch wenn zum Beispiel Rinder mit zentralnervösen Störungen gemeldet würden, lasse er diese beim Landesamt für Gesundheit in Oberschleißheim (bei München) auf Tollwut untersuchen. "Die Ergebnisse waren immer negativ." Auch Regierungsrat Kinkel betont, dass es seit Jahren im Ostallgäu keinerlei Verdachtsfälle gab.
Dass die Warnschilder in vielen Landkreisgemeinden dennoch stehen blieben, kann Kinkel auch nicht erklären: "Irgendwie ging das unter. Man hat das damals wohl nicht so verfolgt, weil es niemand gestört hat."

Verfahren wird getrennt
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Er habe indes die Gemeinden schon mehrfach gebeten, die Schilder endlich zu beseitigen, zuletzt in der Bürgermeisterrunde in Seeg vor wenigen Wochen. Marktoberdorfs Bürgermeister Werner Himmer versprach unterdessen im Gespräch mit unserer Zeitung, "die nicht mehr relevanten Schilder" beseitigen zu lassen. Allerdings könne das noch ein wenig dauern: "Jetzt im Sommer ist der Bauhof nur mager besetzt."