Kaufbeuren | mib | Ein Erstlingswerk mit einer Auflage von 650000: Davon können selbst die Allgäuer Bestseller-Autoren Klüpfel und Kobr mit ihrem Kommissar Kluftinger nur träumen. Willi Dressler hat das Kunststück geschafft. Reich wird der 26-Jährige damit aber nicht. Zum einen ist er "nur" Mitautor eines Olympia-Handbuchs für die Spiele 2008, bei dem einzig der Name seines Professors Josef Hackforth auf der Titelseite prangt. Zum anderen wird das Werk nicht verkauft, sondern an Auserwählte verschenkt, weshalb damit kein Profit zu machen ist.
Das schmälert aber den Stolz des Kaufbeurers auf sein erstes Buch keineswegs. "Das ist ein ergreifendes Gefühl, wenn der eigene Name auf dem Umschlag steht und man weiß, dass knapp 200 Seiten von einem selbst sind", sagt Dressler. Fast zwei Drittel dieses Nachschlagewerks, das ursprünglich nur für Sportjournalisten und Marketingfachleute konzipiert war, stammen aus seiner Feder. Darin werden nach einem längeren Aufsatzteil die 28 olympischen Sommersportarten vorgestellt, Verbände und Ansprechpartner genannt. Unzählige Statistiken über Rekorde, frühere Sieger und vieles mehr runden das Ganze ab.
Sieben Monate lang je 19 Stunden pro Woche - die späteren Korrektur- und Layoutarbeiten noch gar nicht mit eingerechnet - schuftete Dressler für dieses Projekt, für das er unter Hackforths Regie zusammen mit zwei Kommilitoninnen an der TU München zuständig war. Der Professor ist dort Lehrstuhlinhaber für Dresslers Studiengang Sport, Medien und Kommunikation und zugleich Leiter des Audi Instituts für Sport-Kommunikation. Zum dritten Mal nach 2004 und 2006 sollte das Institut ein solches Handbuch entwerfen und wurde von der Resonanz überrascht. "Eine Auflage von 8000 Stück war geplant. Dann war aber die Kommunikationsführung im VW-Konzern so begeistert, dass 600000 Exemplare auf chinesisch und 50000 auf englisch gedruckt wurden", erzählt Dressler.
Geschenk beim Autokauf
Da Audi und VW bei Olympia 2008 in Peking offizielle Partner des IOC sind, nutzt der Konzern das Buch unter anderem zur Kundenbindung. Wer sich in China derzeit einen Neuwagen der Ingolstädter kauft, erhält das Werk in einer Geschenkbox zusammen mit einer Info-DVD über die Olympischen Spiele. Die Freude darüber ist garantiert, denn: "Die Chinesen reißen dir zurzeit alles aus den Händen, auf dem das Olympialogo drauf ist", weiß Dressler.
Ursprünglich war als Belohnung für die Mitarbeit eine Reise zu einem Sportjournalisten-Kongress nach Peking in Aussicht gestellt worden.
Aber eine Studienreise zum IOC-Hauptquartier in Lausanne im April 2007 - die Studenten konnten für die Recherche Bibliothek und Archiv des IOC benutzen - hatte das Budget des Instituts arg strapaziert. Die Folge: Nur der Professor und eine Kommilitonin flogen nach China, Dressler musste daheim bleiben. "Das war schon ein Wermutstropfen", gibt er zu.
Seiner Begeisterung für Olympia tat das keinen Abbruch, selbst wenn er seit seiner Diplomarbeit kritischer darüber nachdenkt. "Die Präsentation der Olympischen Spiele im Fernsehen zwischen 1976 und 2006" lautet der Titel seines Werks. "Dabei ist mir bewusst geworden, dass die Kommerzialisierung und der Gigantismus ein Ausmaß erreicht haben, das fast nicht mehr tragbar ist", sagt Dressler.