Ein 44-Jähriger hat in der Nacht auf Donnerstag auf seinem Grundstück in Dietmannsried um sich geschossen. Ein Spezialeinsatzkommando aus München sowie zahlreiche Polizisten aus Kempten und den umliegenden Dienststellen rückten an und umstellten das Haus des Mannes, der der Reichsbürgerbewegung angehört.
'Im ersten Moment war es natürlich ein Schock', sagte Bürgermeister Werner Endres, der nicht weit vom Einsatzort entfernt wohnt. Er sei aber vor allem froh, dass niemandem etwas passiert ist. Probleme oder ähnliche Vorfälle habe es mit dem 44-Jährigen bisher nicht gegeben.
Unter den Einsatzkräften waren in der Nacht auch Verhandlungsgruppen der Polizeipräsidien Augsburg und Kempten. Eine Kommunikation war mit dem 44-Jährigen aber nicht möglich, sagte Pressesprecher Sven Hornfischer. Sie umstellten die ganze Nacht sein Haus. Am nächsten Morgen ließ sich der sogenannte Reichsbürger widerstandslos festnehmen.
Den ganzen Vormittag über waren wegen des Großeinsatzes noch mehrere Straßen und Wege gesperrt, sodass Schüler sowie Berufstätige zum Teil einen längeren Umweg machen mussten, sagte Bürgermeister Endres. Die Gemeinde habe aber schnell geregelt, dass Busse etwa auf Schüler warteten und der Betrieb in der örtlichen Schule, die in der Nähe des Tatortes liegt, normal stattfinden konnte, sagte er.
Die Polizei durchsuchte bis zum Nachmittag das Haus und das Anwesen des Mannes. Vorbei an einem Briefkasten mit NPD-Aufkleber gingen die Beamten mehrere Stunden bei dem 'Reichsbürger' ein und aus. 'Reichsbürger' erkennen die Bundesrepublik sowie deren Behörden und Gesetze nicht an. Die Bewegung wird inzwischen bundesweit vom Verfassungsschutz beobachtet.
Bei der Durchsuchung fanden die Beamten eine Schreckschusswaffe, mit der der Mann wohl in der Nacht um sich geschossen hatte – unter anderem in Richtung eines Nachbarhauses. Warum er dies tat, ist nach Angaben der Polizei unklar.
Einen Waffenschein hat der 44-Jährige nicht. Als volljährige Person durfte er die Schreckschusswaffe zwar auch ohne Erlaubnis besitzen, abfeuern hätte er sie aber auch auf seinem eigenen Grundstück nicht dürfen, sagte Hornfischer. Die Polizei verhörte den Mann mehrere Stunden. Am Nachmittag war er aber wieder auf freiem Fuß.