"Enttäuscht" ist er nicht darüber, sagt Rettenbachs Bürgermeister Wilhelm Fischer, dass sein Ort diesmal nicht die Solarbundesliga gewonnen hat: "Wir wollten ja Vorbild sein. Es ist schön, dass immer mehr Kommunen nachziehen." Das Sonnendorf belegt Platz drei in der Bundeswertung 2009. Überhaupt ist unsere Region heuer in der Solarbundesliga weit vorn: So schaffte etwa Görisried auf Anhieb Platz acht, die Auerberg-Gemeinde Ingenried wurde Zehnter (Kasten).
Ganz will Fischer als Repräsentant des mehrmaligen Meisters in Sachen Fotovoltaik den Titelverlust nicht auf sich sitzen lassen. 2010 werde Rettenbach "wieder in der Bundesliga angreifen", verspricht der Bürgermeister. Etliche neue Solaranlagen im Ort hätten in der diesjährigen Wertung noch gefehlt. Weiteres Engagement möchte die Gemeinde - die alle kommunalen Gebäude mit Blockheizkraft und Scheitholz beheizt - bei anderen alternativen Energien zeigen.
Auch Görisrieds Bürgermeisterin Thea Barnsteiner will in ihrer Gemeinde "in jeder Hinsicht zur Ökologie bei der Strom- und Wärmeerzeugung" beitragen. So werde derzeit ein neues Wasserkleinkraftwerk am Waldbach geprüft.
Mit 49 Fotovoltaik- und 112 thermischen Solaranlagen schaffte das "Golddorf", das heuer erstmals an der Solarbundesliga teilnahm, auf Anhieb den Sprung in die bundesdeutschen Top Ten.
Was Bürgermeisterin Barnsteiner sehr freut: "Die Investition in Solarenergie hat bei unseren Bürgern in den letzten zwei, drei Jahren sehr zugenommen. Ständig kommen neue Anlagen hinzu." Wie Görisrieds Zweiter Bürgermeister Hans Urlbauer, Mitglied im "Arbeitskreis Solar" der Gemeinde, ergänzt, könnten Görisrieds 350 Haushalte schon jetzt "stromtechnisch autark" sein: Das kommunale Solarkraftwerk am "Ochsenhof" biete die Möglichkeit, bis zu 500 Haushalte zu versorgen.
Weitere Anlagen in Marktoberdorf beantragt
Nicht ganz glücklich mit der heurigen Platzierung in der Solarbundesliga ist Hermann Hätscher, Sprecher des Arbeitskreises Alternative Energien in Ingenried. "Wir haben ja auch schon mal besser abgeschnitten. Allerdings haben wir heuer nicht alle Haushalte eingepflegt." Nicht meckern will er aber über das sehr gute Abschneiden von Erbenschwang in der Ortsteilliga (Platz zwei): In dem Ingenrieder Ortsteil sei Fotovoltaik auf fast jedem Dach vertreten. Zudem hätten die zahlreichen kleinen Einzelanlagen auf dem Gelände der Mülldeponie positiv zu Buche geschlagen, so Hätscher.
Die Ostallgäuer Kreisstadt Marktoberdorf hat nach dem Wissensstand von Umweltreferent Gerhard Küster dagegen noch nie an der Solarbundesliga teilgenommen. Dafür müssten erst mal die Daten aller Besitzer von Fotovoltaik-Dächern erfasst werden. Was bei der Größe der Stadt im Gegensatz zu "überschaubaren" Orten wie Görisried relativ aufwändig wäre. Grundsätzlich steht Gerhard Küster einer Bewerbung für die Solarbundesliga aber positiv gegenüber: "Als Anschubmotivation wäre das überlegenswert."
Einen Antrag zur Erweiterung der kommunalen Nutzung der Solarenergie in Marktoberdorf will die CSU in Kürze im Stadtrat stellen: Einem Schreiben von Markus Singer zufolge solle geprüft werden, inwieweit die Installation von Fotovoltaikanlagen auf den Dächern des Kindergartens Geisenried und der Mehrzweckhalle Rieder mit je rund 15 Kilowatt elektrischer Leistung "wirtschaftlich" sinnvoll wäre.