Von Benjamin Schäling |Marktoberdorf/OstallgäuErst vor kurzem ereigneten sich zwei Unfälle auf der Kaufbeurener Straße, bei denen ältere Frauen ums Leben kamen. Autofahrer hatten sie in der Dunkelheit beim Überqueren der Straße zu spät gesehen und erfasst. Ob den Verunglückten eine entsprechende Ausrüstung in Form von Reflektoren an der Kleidung oder am Gehwagen geholfen hätte, darüber kann nur spekuliert werden. Sicher ist allerdings, dass solche Reflektoren zur Sicherheit von Fußgängern und Radfahrern besonders in der Winterzeit - wenn es früh dunkel wird oder tagsüber neblig ist - erheblich beitragen. Polizei und Verkehrswacht werden jedenfalls nicht müde zu betonen, wie bedeutend es ist, im Straßenverkehr gut sichtbar zu sein.
Allerlei im Angebot
In Marktoberdorf sind allerlei Reflektoren erhältlich - nachgefragt werden sie allerdings kaum, wie eine Umfrage unserer Zeitung ergab. In vielen Supermärkten gibt es zumindest eine Basisausstattung mit Reflektorenbändern zum Aufkleben oder mit Klettband sowie Warnwesten.
Ein größeres Angebot - allerdings vieles auf Bestellung - führt zum Beispiel Radsport Buhler. Dort gibt es Reflektor-Lätzchen für Kinder, Westen für Jogger und Radfahrer sowie ganz einfache Reflektorbänder. Die breite Palette werde jedoch kaum nachgefragt, erzählt Verkäufer Kai Landsberg. Von Fußgängern schon gar nicht. Und den meisten Radlern ist es Landsbergs Erfahrung nach vor allem wichtig, selbst etwas zu sehen, anstatt gesehen zu werden.
Trotzdem wiesen er und seine Kollegen die Kunden immer auf die Bedeutung der Sichtbarkeit hin.
Schwer einzuschätzen
Bei Kindern und älteren Menschen ist oftmals das Problem, dass sie Geschwindigkeiten und Entfernungen nicht genau einschätzen könnten, meint der Marktoberdorfer Polizeiinspektionsleiter Alfred Immerz. "Auch aus diesem Grund gehen viele der Senioren abends nicht mehr aus dem Haus" sagt Renate Dauner, Leiterin des Gulielminetti-Altenheims. Und wenn, dann nur in Begleitung von Verwandten. Daher seien im Heim auch keine größeren Einweisungen der Senioren nötig, obgleich die Gefahr da sei, meint Dauner. Kinder dagegen werden sehr gut geschult, sagt Horst Menzel, Kreis- und Bezirksvorsitzender der Verkehrswacht: "Da machen wir zusammen mit der Polizei sehr viel.
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Gefahren wenig bewusst
Dass viele Senioren den Weg aus dem Haus nach Einbruch der Dunkelheit meiden, könnte ein Grund sein, dass eine sichere Ausrüstung in den Marktoberdorfer Sanitätshäusern nicht nachgefragt wird. Von den betreffenden Herstellern wird allerdings auch kaum etwas in diese Richtung angeboten. Andreas Lorenz, Orthopädietechnikmeister beim Sanitätshaus Wittlinger, ist dieser Missstand allerdings aufgefallen. Er überlegt daher, beispielsweise Gehwagen in Zukunft als Service des Hauses mit Reflektoren auszustatten. "Die Menschen sind für diese Gefahr offensichtlich viel zu wenig sensibilisiert", so Lorenz.
Für Kinder und Senioren ist also ein Angebot vorhanden - bleibt die mittlere Generation. Die ist laut Horst Menzel aber "einfach schwer zu erreichen". Allerdings wollen auch er und seine Kollegen in Zukunft mehr in dieser Richtung unternehmen, beispielsweise mit Vorträgen.