Kempten | bec | Braunes Gedankengut verbreite heute so ganz plump niemand mehr. Aber ganz latent und subtil würden rechtsradikale Parolen an Jugendliche herangetragen. Das befürchtet Grünen-Stadtrat Eduard Bühler und stellte deshalb einen Antrag an den Oberbürgermeister. Er wollte wissen, wie es vor Ort mit extremistischen Gruppierungen aussieht. Gewisse Tendenzen, erklärte Heinrich Malue im Ausschuss für öffentliche Ordnung, gebe es im Allgäu wohl. Jedoch machte der Leiter des Staatsschutzes bei der Kripo Kempten auch deutlich, dass die Zahlen sowohl der entsprechenden Personen als auch der Delikte "sehr rückläufig" seien.
131 Personen aus der Skinhead-Szene sind dem Staatsschutz laut Malue derzeit im Bereich der Kripo Kempten - also im Ober- und Ostallgäu sowie in Kempten, Kaufbeuren und im Landkreis Lindau - bekannt. "Dazu gehören echte Skins aber auch deren Freundinnen", so Malue. Dass es nicht mehr sind und es in Kempten weder feste Strukturen noch Treffpunkte für derartige Gruppierungen gebe, sei das Ergebnis konsequenter Kontrollen und eines hohen Fahndungsdrucks. "Für die Szene", erklärte Malue, "ist Kempten uninteressant." Weil man genau wisse, dass sofort die Polizei auf der Matte stehe.
Deshalb hielten sich die Aktivitäten der Rechten auch auf "niedrigem Niveau", Versammlungen und Konzerte gebe es seit Jahren nicht mehr. Die Rechten fielen vor allem wegen so genannter Propaganda-Delikte - beispielsweise das Tragen nationalsozialistischer Symbole auf der Kleidung - auf.
"Der Großteil ist relativ harmlos", weiß Malue. Viele der Skins seien überhaupt nicht politisch motiviert, kämen eher über die Musik in die Gruppen, deren liebstes Hobby oft das "Koma-Saufen" sei.
Im Wahlkampf Plakate zerstört

Tritte und Faustschlag ins Gesicht
Mann überfällt Fußgänger in Kempten und raubt ihn aus
Und wie sieht es mit den Linksextremisten (Anfrage von Stephan Prause) und ausländischen extremistischen Gruppen (Johann Lederle) in Kempten aus? Im Wahlkampf, antwortete Malue, seien diverse Plakate zerstört worden. Einige der Täter, die die Polizei ermitteln konnte, hätten linkspolitische Motive gehabt. Und ausländische Vereine gebe es zwar einige, in die extremistische Ecke könne man diese jedoch nicht stellen. So seien auch die "Grauen Wölfe", also Mitglieder der rechtsextremen türkischen Partei der Nationalistischen Bewegung, in Kempten kein Thema mehr, der Verein bestehe vor Ort nicht mehr.
Die Stadt, sagte Jugendreferent Benedikt Mayer, sehe sich präventiv in der Verantwortung. Es gelte, frühzeitig bei Kindern anzusetzen. "Eine wichtige Rolle", so Mayer, "spielt die Integration." Es reiche schon aus, wenn einzelne Schüler nicht zu Außenseitern gemacht würden. Auch die Arbeit in den Vereinen, die Aufarbeitung geschichtlicher Themen an den Schulen und kirchliche Veranstaltungen für junge Leute seien "unendlich wichtig und wertvoll".
Bühler betonte schließlich, welch große Verantwortung die Schulen als "allererster Ansatzpunkt" hätten. Sie müssten aufklären und erste Tendenzen der Schüler wie Hakenkreuz-Schmierereien unterbinden.