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Raucherclubs rentieren sich

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Raucherclubs rentieren sich

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    Von Heiko Wolf|Marktoberdorf/Ostallgäu'In meinem Raucherzimmer sind die Kartler jetzt wieder beieinander', sagt 'Neue Post'-Betreiber Robert Lipps zufrieden. Ein Blick aufs Publikum lässt vermuten, dass dort alles mit rechten Dingen zugeht: Polizisten und Landratsamts-Mitarbeiter mischen sich unter die Kartenspieler. 'Die Einrichtung hat sich rentiert', erklärt Lipps. Die Stimmung sei gut, die Gäste zahlreich. Mit seinem zum 2. Januar gegründeten Raucherclub (210 Mitglieder) ist der Marktoberdorfer Gastwirt ein Mann der ersten Stunde.

    Clemens Höfle aus Biessenhofen war nicht so fix: Den Griff zur Zigarette erlaubte er erst, so der 'Stegmühlen'-Wirt, als sein Umsatz bis März 'total zusammenbrach'. 'In die Pilsbar ging keiner mehr', sagt Höfle. Wie Lipps hat er nicht sein ganzes Lokal zum Raucherclub gemacht, sondern nur 'den früheren Imbiss'. Gegessen wird rauchfrei. Die meisten der rund 300 Clubmitglieder kämen nun zum Kartenspielen oder zu Fußball-Übertragungen im Fernsehen. 'Die Leute, die viel Umsatz bringen, sind Raucher', sagt der Gastwirt. Das Landratsamt sieht hier eine steigende Tendenz: Gerade auf dem Land seien nun Gasthäuser verbreitet, wo die Schafkopfer in separaten Clubräumen rauchten. Auch in den Städten nähmen Raucherclubs zu, berichtet Jurist Ralf Kinkel vom Landratsamt. So habe es etwa in Füssen vor Monatsfrist acht gemeldete Clubs gegeben (nun neun), in Buchloe fünf (jetzt sechs). In Marktoberdorf seien es mindestens 13.

    Gesetz schlicht ignoriert

    Beschwerden über die Clubs - sie würden bei Küchen- oder Lebensmittelkontrollen stichprobenartig überprüft - gibt es laut Kinkel keine. Er weiß nur von einem Fall, in dem ein Wirt das Nichtraucherschutzgesetz brach. 'Er hat das Gesetz schlicht ignoriert, weil er das Rauchen weiter gestattete, ohne einen Raucherclub zu eröffnen', so Kinkel. Da das vor Ablauf der 'Schonfrist' Mitte Februar war, sei der Ostallgäuer Gastronom mit einer Verwarnung davongekommen.

    'Buchenhain'-Wirtin Inge Lampl hat ein anderes Schlupfloch entdeckt: In geschlossener Gesellschaft dürfen die - vorschriftsgemäß eingetragenen - Stammgäste bei ihr rauchen. 'Wenn Fremde da sind, müssen sie die Kippen ausmachen.'

    Dass die Wirte mit der aktuellen Gesetzeslage leben können, bestätigt auch Jakob Hurler vom 'GoIn' in Obergünzburg. Dort ist die Hauptdisco (noch) rauchfrei, der 'KulTurm' - ein eigenes Gebäude - läuft seit Mitte Februar als Raucherclub. 'Die erwachsenen Gäste sind fast alle Clubmitglieder', betont der Disco-Betreiber: 'Über 95 Prozent befürworten den Club.' Da liege die Idee nahe, auch die Hauptdisco zum Raucherclub zu erklären, 'zumindest auf einer Etage'.

    Hurler ist jedoch skeptisch, ob die Raucherclubs in Bayern 'über das Oktoberfest und die nächste Wahl hinaus' erlaubt bleiben: 'Ohne Raucherclub könnten wir aber dicht machen.' Er findet es ungerecht, dass die Politik beim Rauchverbot mit zweierlei Maß messe - im wahrsten Sinne: 'Warum soll man sich in die Kneipe hocken, wenn es im Bierzelt mit Zigarette gemütlicher ist?', gibt er zu bedenken.

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