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Ralf Wolter als Gangster fürs Herz

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Ralf Wolter als Gangster fürs Herz

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    Ein sympathischer Bankräuber im Stadttheater ­ Münchner Ensemble gefällt. Von unserem Mitarbeiter Dr. Erhard Dörr Kempten Nach einem ungewöhnlich langen Beifall verließen die Besucher des Ringes 1 der Kemptener Theatergemeinde gut gelaunt das Stadttheater. Curth Flatows Komödie 'Das Geld liegt auf der Bank' hatte allgemein amüsiert.

    Für viele war es ein Vergnügen mitzuerleben, wie der 'kühne Gustav', ein Bankräuber aus edler Berufung, die Polizei an der Nase herumführt, noch an seinem 80. Geburtstag zu neuen Taten aufbricht und dabei in Konflikt mit seinen bürgerlich arrivierten Söhnen gerät. Auf der Bühne hat die Phantasie schließlich keine Grenzen und das alltäglich Gewohnte will man dort schon gar nicht wiedersehen. Entscheidend für den Flatow-Erfolg war die Verpackung. Ein Profi-Theater, die Komödie im Bayerischen Hof aus München, hat das Stück mit sicherer Routine inszeniert. Regisseur Karl Absenger konnte sich zudem auf versierte Darsteller verlassen, die jeder Rolle das gewisse Etwas gaben und alle Langweile verbannten. Sogar Nebengestalten wie die des Bankdirektors und die des Versicherungsvertreters (beide gespielt von Dieter Henkel) hatten ein Gesicht.

    Martin Böhnlein und Niklas Stahl verwandelten sich geschickt in halbwüchsige Buben. Melanie Rühmann, die (fast) alternative Enkelin, brachte in ihre Kurzauftritte flottes Leben. Tracy Schönbach meisterte ihre Rollen als Frau und als Tochter des 'kühnen Gustav', Hans B. Götzfried überzeugte als Kommissar und als Skandaljournalist.

    Beinahe zu Charaktertypen herausgearbeitet wurden die beiden Karriere-Söhne. Michael Zittel spielte den mächtigen Zeitungsboss mit bekannter Schnoddrigkeit und hohler Selbstsicherheit. Norbert Heckner war ein Gymnasialdirektor spezifischer Art, obrigkeitsergeben, leicht provinziell-linkisch und allzeit bereit zur Belehrung.

    Dem idealen Verbrecher, dem Bankräuber Gustav Kühne, gehörte die Sympathie des Publikums. Einen Besseren als Ralf Wolter hätte man für die Rolle kaum finden können. Im Vorspiel verstand er es, sich zu verjüngen, im Nachspiel beherrschte er als agiler Alter die Szene. Seine listig-lustigen Äuglein tasteten unablässig das Umfeld ab, seine Stimme hatte viele Nuancen. Bedeutsames sprach er gern zwischen den Zähnen. Unerschöpflich war sein Charme.

    Solche 'Verbrecher' könnten die Gesellschaft verändern ­ wenn es sie gäbe.

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