Von Peter Schwarz |OberstdorfDer "Heilklimatische Kurort" Oberstdorf steht unter einem immensen Druck. Nach dem letzten mit Schrammen bestandenen Check von 2004 will der Deutsche Wetterdienst noch heuer erneut die Luftgüte überprüfen.
Darf die auf den Tourismus angewiesene Marktgemeinde auch weiterhin das seit 1937 bestehende prestige- und einkommensträchtige Prädikat im Namenschild führen? Wurden die seinerzeit von den Kontrolleuren ausgesprochenen Empfehlungen erledigt, die Abgase durch den Autoverkehr einzuschränken und die Klimaschädlinge aus Hauskaminen zu reduzieren? Eine zweieinhalbstündige Diskussion in einer Sondersitzung gleich von zwei Rats-Ausschüssen zeigte, dass dem Kurort noch viel zu tun übrig bleibt.
Jetzt setzt man auf von Großstädten her altbekannte Oberleitungs-Omnibusse, die unter dem Begriff Trolley-Busse eine Renaissance in der Schweiz und anderswo erleben.
Diese schadstofffreien Transporter einer modernen Reihe, bei denen der Elektromotor unterwegs aufgeladen wird, sollen auf der Innerorts-Pendellinie die derzeit durch die Fußgängerzone rollenden modifizierten "Diesel" ersetzen.
Bei zwei Gegenstimmen sprachen sich die Räte dafür aus, das Trolley-Modell weiterzuverfolgen. Gemeindewerke-Chef Peter Müller, der momentan zusätzlich einen Verkehrsverbund im südlichen Oberallgäu schaffen will, wird dem nachkommen. Ratsmitglied Stefan Knoll (CSU) graust es indessen davor, dass da was "am Himmel über dem Ortsbild" die gewohnte Harmonie kaputtmacht, womit die Stromleitungen gemeint sind, die das Bussystem antreiben. Heftige Gegenwehr der Oberstdorfer sieht bereits der Dritte Bürgermeister Toni Huber (CSU) heraufziehen.

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Abschied nahmen die Räte von der Vision eines "Mini-Transrapids", eines Zubringers auf Schienen, der zu den Bergbahnen führen sollte. Beim Aufstellen des Flächennutzungsplans vor Jahresfrist hatten dies Verkehrsexperten angeregt (wir berichteten). Laut Müller müsste mit Kosten bis zu 19 Millionen Euro gerechnet werden. Der Gemeindewerke-Chef: "Das ist eine Utopie, der wir nicht länger nachhängen sollten". Eine Meinung, die auch im Gremium ihren Widerhall fand. FW-Vertreter Rudolf Götzberger: "Ein Luftschloss". Überhaupt nicht mehr in den Mund genommen wurde die "Große Ostzufahrt", von der man sich als Tangente zu Nebelhorn-Bergbahn und Sportanlagen eine Entlastung innerörtlicher Straßen versprochen hatte. Auch das Unterfangen, durch Energiesparmaßnahmen und alternative Heizkonzepte zum "Umweltmeister" aufzusteigen, blieb unerwähnt.
Ein Allheilmittel, um Verkehrsflut und Luftverschmutzung einzudämmen, konnten weder Verwaltung noch Räte auftischen. Zwar wurde überlegt, die Innerorts-Parkplätze zu verknappen und die Parkgebühren zu verteuern. Doch im selben Atemzug hieß es, dass dem frühere Ratsbeschlüsse widersprächen. Im Verlauf der Diskussion war auch die Luft im ungelüfteten Ratsaal ziemlich dick geworden.