Kontrastprogramm in der Ingenrieder Galerie A mit Peter Müller und Heike Ratfisch. Von Stefan Dosch Ingenried Es hat sich eingebürgert in der Galerie A, einmal im Jahr die neuesten Arbeiten des Hauskünstlers Peter Müller den Werken eines Kollegen gegenüberzustellen. Da der Metall verarbeitende Müller in aller Regel mit Plastiken aufwartet, sind es zumeist Maler, die dazugeladen werden, sicher nicht zuletzt aus dem praktischen Grund, dass somit auch die Wände der Galerie bespielt sind.
Neben Müller ist es diesmal die Malerin Heike Ratfisch, die im alten Ingenrieder Pfarrhaus ausstellt. 'Quietschfarben' nennt die in München lebende Künstlerin das Transportmittel ihrer Arbeit und verweist damit zugleich auf die klangliche Komponente der Bilder, auf ihr helles, durchdringendes, manchmal auch leicht schrilles Tönen. Heike Ratfischs Malerei ist abstrakt, ohne Gegenstand, rein aus der Farbe entwickelt, die sich zumeist in der reinen Fläche und ohne Tiefenwirkung verbreitet. Der zum Farbauftrag vorzugsweise verwendete Spachtel schafft Formung, indem er je nach Führung kurzgliedrig Lineares oder Gerundetes hinterlässt. So reihen sich in der Bildfläche aneinander gesetzte Farbelemente, die teils mit harten Kanten aneinander stoßen, sich anderswo aber auch luzide überlagern oder sogar mischen können. Bei aller scheinbaren Zufälligkeit dieses Farben-Patchworks sind Heike Ratfischs Bilder sehr wohl kalkuliert, allein schon, was die Kontrastwirkung der Farben anbelangt. Und so gelingen der Künstlerin in einigen Arbeiten dann auch ausgesprochen stimmige Kompositionen.
Halb Mensch, halb Tier
Dass Peter Müller in jüngster Zeit ein Faible pflegt für die Vorgeschichte der Menschheit, ist keineswegs erstaunlich wenn man veranschlagt, dass das bekannte Interesse des Irseer Künstlers für Insekten und ihre Lebenswelt ebenfalls einen Hang für das Archaische offenbart. Eine Metallfigur wie 'Lucy' verweist auf jene Urahnin des Menschen, deren Überreste in Äthiopien gefunden wurden, wie überhaupt Müllers neuere Arbeiten starke afrikanische Einflüsse verraten: in ihrer formalen Reduktion, der Hervorhebung bezeichnender Details, der Konzentration des Ausdrucks durch das Mittel der Übersteigerung. So entstehen in die Länge gezogene, oft mehrere Meter hohe, mythische Wesen, halb Mensch, halb Tier.
Vom Prinzip, Schrottteile und sonstige eiserne Fundstücke in ihrer spezifischen Geformtheit zu belassen, sie lediglich neu zu kombinieren und daraus Ironie und letztlich Effekt zu schlagen, ist Müller inzwischen weitgehend abgerückt. Zwar nimmt er nach wie vor Alteisen für seine Plastiken her, bearbeitet das Material jedoch deutlich stärker. Die Kenntlichkeit des Vorgefundenen, die bei Müller früher stilprägend war, tritt dadurch in den Hintergrund.
Seit gut zehn Jahren besteht nun die Galerie A im alten Ingenrieder Pfarrhof. Mittlerweile sind Müller und Galeristin Flora Fassnacht jedoch auf dem Sprung. Noch sind die letzten Würfel für ein neues Projekt nicht gefallen; kein Geheimnis aber ist es mehr, dass Müller und Fassnacht das Gut Bickenried als neue Bleibe ins Auge gefasst haben.
i Die Ausstellung dauert noch bis zum 19. Mai, geöffnet ist Samstag und Sonntag jeweils von 14 bis 19 Uhr, Donnerstag und Freitag von 15 bis 19 Uhr. Am letzten Tag der Ausstellung gibt es zudem Musik mit den 'Five Funny Four'. Leuchtendes Farben-Patchwork und afrikanisch inspirierte Alteisen-Plastik: Arbeiten von Heike Ratfisch und Peter Müller in der Galerie A. Foto: Hildenbrand