Anita Kupsch linkt Kommissare und erfreut Zuschauer Von Rosemarie Schwesinger Immenstadt Dass Leichen verschwinden und anderenorts wieder auftauchen, soll ja gelegentlich vorkommen. Aber dass ein so eben Erdolchter plötzlich putzmunter im Türrahmen steht, geht ja wohl entschieden zu weit. So geschehen in der Chef-Etage eines noblen Londoner Büros, wo Lily alias Anita Kupsch sauber (und sich Gedanken) machte. Der englische Autor Jack Popplewell ließ in seiner Kriminalkomödie Keine Leiche ohne Lily die jetzt in einem Gastspiel der Komödie am Kurfürstendamm unter der Regie von Christian Wölffer in Immenstadt ein munteres Remake erfuhr den gesunden Menschenverstand einer gewieften Putzfrau über kriminalistische Logik triumphieren. Ein gefundenes Fressen für den Kobold Anita Kupsch, die in dieser (heftig überzeichneten) Rolle sämtliche komödiantischen Register zog. Vor ihr, sprich Lily, blieb nichts verborgen kein achtlos weggeworfener Zettel im Papierkorb, keine betriebliche Intrige, keine verschwiegene Liebelei und erst recht nicht eine Leiche (auch wenn diese sich immer wieder aus dem Staub macht). Ausgestattet mit vorlautem Mundwerk, Menschenkenntnis und einer gehörigen Portion Neugier beherrscht Lily von Anfang an die Szene und den Kommissar.
Während letzterer (von Klaus Mikoleit überaus trefflich verkörpert) noch im Dunklen tappt und eigentlich viel lieber seinen Schnupfen im heimischen Bett pflegen möchte, knüpft Lily ihre eigene Beweiskette. Schließlich gings ja auch um ihren guten Ruf hatte sie doch Polizist Goddard (überzeugend karikierend dargestellt von Michael Schäfer) ob der nicht mehr vorhandenen Leichen und verschwundener Beweisstücke gar der Halluzination verdächtigt. Wohingegen es an Tätern und Motiven nicht mangelte was wiederum die Spannung der Zuschauer erhöhte. Wer meuchelte wen und warum? Schließlich lebte das vermeintliche Opfer Richard Marshall (alias Horst Schultheis), obwohl nicht nur Gattin Claire (hübsch blasiert verkörpert durch Colette Nussbaum) und der ehrgeizige charmante Westerby (Jörg Kleinau) sein Ableben durchaus begrüßt hätten. Selbst der kesse Azubi Victoria (von Julia Stelter taufrisch in Szene gesetzt) brachte ihm wenig Sympahie entgegen. Die erfuhr Marshall lediglich von seiner Privatsekretärin (die Gabi Heinecke gefühlvoll mimte) und von Lily. Gemeuchelt ward letztendlich der große Unbekannte, aus niedrigen Beweggründen und ausgerechnet vom ach so liebenswerten Westerby, dem natürlich Lily (grad rechtzeitig, bevor sie selbst dran glauben musste) auf die Schliche gekommen war. Und weil der verschnupfte Inspektor Lilys alter Jugendfreund und deren kriminalistischen Eskapaden durchaus aufgeschlossen war, durfte er sich schlussendlich auch noch ein paar Lorbeeren ums Haupt ranken. Dieser zuweilen klamottenhaft überdrehten Kriminalstory und dabei vor allem dem ambivalenten Spürnasen-Duo Anita Kupsch und Klaus Mikoleit zollten die Zuschauer lebhaften Applaus.