Schwangau | ves | Die Angst ist spürbar - obwohl alle im beheizten Saal auf ihren Stühlen sitzen. Denn auf der Leinwand balanciert ein hagerer Mann hunderte Meter über dem Boden auf einem gespannten Seil von einem felsigen Wüstenberg zum nächsten. Dann stößt er sich ab, stürzt und segelt schließlich an seinem Fallschirm hängend gen Tal. Erleichtert genießen viele Zuschauer diesen Anblick. Mitreißend sind die Dokumentationen, die bei der European Outdoor Film Tour (EOFT) gezeigt werden.
Im achten Jahr tingelt die Filmtour durch Mitteleuropa. "So erfolgreich wie dieses Jahr waren wir noch nie", sagt der Mann an der Kasse am Donnerstagabend im Schwangauer Kurhaus. Denn es ist - wie an vielen der bisher 35 Tourstopps - restlos ausverkauft. Nachdem rund 550 Zuschauer einen Platz ergattert haben, werden die Türen verschlossen - viele Interessierte müssen wieder gehen. Über die Beliebtheit freut sich der Partner der Tour vor Ort, Holger Winterling, Inhaber von Alpin Sport in Füssen. "Wir machen uns Gedanken über einen größeren Saal", sagt er. Dass der einzige Tourstopp im Ostallgäu in einer Reihe steht mit Großstädten wie München, Stuttgart und Hannover, macht ihn stolz.
Wichtig ist ihm, die EOFT mit sozialem Engagement zu verknüpfen. 700 Euro Spenden hat Winterling gesammelt, die er vor der Filmvorstellung an Dieter Kenkmann aus Trauchgau überreichte. Seit Jahrzehnten unterstützt der Trauchgauer nepalesische und tibetische Kinder, um ihnen eine Schulbildung zu ermöglichen.
Für die Besucher der EOFT hatte er eine Botschaft: "Bleibt nicht daheim! Wagt etwas, geht an eure Grenzen. Wenn ihr dann, so wie ich, über 70 Jahre alt seid, könnt ihr davon zehren." Inspiration für wilde Unternehmungen gab es in der Folge ausreichend: Zum Beispiel zeigte der berühmte Kletterer Dean Potter, wie er Balancieren und Fliegen miteinander verbindet. Oder etwa Kajakfahrer, wie sie in Asien und Südamerika Wasserfälle und riesige Stromschnellen meistern.
Ironie und Verantwortung

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Auch selbstironische Beiträge wie eine Expedition durchs Treppenhaus oder der Transalpine Run über die Alpen, aus Sicht eines südkoreanischen Reporters, waren vertreten. Und manchmal ein Anklang an die Verantwortung gegenüber der Natur: So waren zwei Kajakfahrer von Alaska bis zur Südspitze des amerikanischen Kontinents unterwegs - und bewiesen dabei, dass Automotoren auch mit recyceltem Speiseöl betrieben werden können.
Ob bei so vielen derart extremen Bildern die Zuschauer nicht auf dumme Gedanken kommen? "Das glaube ich nicht. Die meisten sind selbst Sportler und wissen sich sehr wohl einzuschätzen", sagte dazu der Buchinger Bergführer Josef Streif.