Memmingen: Puppenspieler bringt PiK auf die Palme

24. Januar 2009 00:00 Uhr von Allgäuer Zeitung
privat

Streit - Memminger Kleinkunstbühne ärgert sich, dass René Marik einen Vertrag bricht und lieber in der großen Stadthalle auftritt

Lilo Nägele ist sauer. "So etwas ist uns noch nie passiert", sagt die Vorsitzende des Memminger Kleinkunstvereins PiK. Der Puppenspieler, Schauspieler und Musiker René Marik hätte nämlich am 7. Februar im Parterretheater im Künerhaus (PiK) auftreten sollen. Doch jetzt tritt er am gleichen Tag in der großen Memminger Stadthalle auf - und das PiK, das 2008 sein 30-jähriges Bestehen feierte und den Kulturpreis der Rupert-Gabler-Stiftung erhielt, schaut in die Röhre.

Was war passiert? Vor einem Jahr entdeckte Nägele auf der Freiburger Kleinkunst-Börse den Puppenspieler. "Sein Spiel hat mir gut gefallen", erinnert sich Nägele. Nicht nur von Mariks grellen Puppenfiguren war sie angetan. "Marik singt zu eingespielter Musik schnulzige Liebeslieder. Das Ganze ist geistreich aufgezogen." Ende Februar 2008 war der Vertrag zwischen PiK und Marik unter Dach und Fach. Doch dann wurden Marik und seine bevorzugte Handpuppe, ein blinder, cholerisch-chaotischer, mit einem Sprachfehler ausgestatteter Maulwurf, durch das Internet-Videoportal YouTube berühmt. Es folgten TV-Auftritte und Preise.

So waren die 99 Karten für das PiK-Gastspiel Mariks schnell verkauft. Für Mariks Auftritt schafften die PiKler sogar einen geforderten Beamer an. Doch dann fragte Anfang Januar die Agentur Alexia Agathos, die Mariks Live-Auftritte organisiert, beim PiK nach, ob wegen der großen Nachfrage eine Verlegung des Memminger Gastspiels in einen größeren Saal möglich wäre.

"Außer den Kabaretttagen organisieren wir Veranstaltungen grundsätzlich nur im PiK", so Nägele. Dennoch erwägte sie ein Ausweichen in den größeren Antonier-Saal (180 Plätze), doch der war an diesem Termin besetzt. Als Mariks Agentur die freie Stadthalle (800 bis 1000 Plätze) ins Spiel brachte, winkte das PiK ab. Der Kleinkunstverein hätte dann mit einem weiteren Veranstalter das Gastspiel organisieren sollen und damit Neuland betreten.

"Wir sind ein ehrenamtlich arbeitender Verein und wollen kein Geld verdienen. So etwas geht an unseren Zielen vorbei", betont Nägele.

André Decoupigny von der Agentur Alexia Agathos kann dies verstehen. Andererseits stellt er sich auch vor Marik. Die extrem vielen Auftritte hätten zu krankheitsbedingten Ausfällen geführt. "Wir versuchen, Mariks Tourkalender zu entzerren und Auftritte in größere Hallen zu verlegen. Wir wollten das PiK nicht vor den Kopf stoßen und hätten es gerne weiter beteiligt."

Angesichts des Vertragsbruchs wurde eine im Künstlervertrag geregelte Konventionalstrafe gegen die Agentur fällig. Lilo Nägele fühlt sich durch den Vertrag gebunden, keine Angaben zum Betrag zu machen. Hört man sich in Kleinkunst-Kreisen aber um, so dürfte es sich um ein paar hundert Euro handeln.

"Ich bin total enttäuscht", sagt Nägele, die einen freundschaftlichen Umgang mit Künstlern gewohnt ist. Einer, der Hallen füllt und dennoch ins PiK kommt, ist Kabarettist Andreas Giebel (sein Auftritt am 29. Januar ist ausverkauft). Auch Peter Brosche, Chef der Kaufbeurer Kleinkunstbühne Podium, freut sich über prominente Künstler, die ihm die Stange halten. "Helmut Schleich und Sigi Zimmerschied treten bei uns regelmäßig auf."

Karten für René Marik am 7. Februar (20 Uhr) in der Stadthalle Memmingen in den Service-Centern unserer Zeitung.