Sonthofen-Winkel | hcr | Leere Patronenhülsen fliegen umher, Gewehrschüsse peitschen durch die Luft. Nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit liefern sich an der Bundeswehr-Schießanlage in Sonthofen-Winkel die Militär-Nationalteams aus acht Nationen - darunter mehrere Weltmeister - vier Tage lang spannende Wettkämpfe.
Höhepunkt des Vergleichsschießens: Die Schweizer Mannschaft stellt in der Klasse 'Standard Rifle' mit 1744 Ringen einen laut dem deutschen Bundestrainer Rudolf Krenn 'sensationellen' neuen Landesrekord auf. Der offizielle Weltrekord liegt bei 1740 Ringen, kann aber nur bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen eingestellt werden. 'Load your rifle - Ladet die Gewehre', befiehlt der Schiedsrichter. Die neun Schützen knien in dicken Lederjacken am Schießstand. Ein Pfiff signalisiert den Beginn der zweiminütigen Schießzeit in der Kategorie 'Schnellfeuer'. 300 Meter weit sind die 60 Zentimeter großen Zielscheiben entfernt. Der innere, zehn Punkte zählende Ring ist nur zehn Zentimeter groß. 'Da gehört unglaublich viel Konzentration dazu', meint Joachim Deger aus Göttingen, der schon bei vielen Weltmeisterschaften mitgeschossen hat und nun ein bisschen schlecht hört. 'Fire', befiehlt die Lautsprecherstimme. Die ersten Schüsse fallen, es riecht nach Schießpulver. Der dänische Nationaltrainer schiebt sich eine Portion Kautabak unter die Oberlippe, die anderen Beobachter starren stumm die Leinwand an, auf der die Schießergebnisse angezeigt werden. Nach neun schnellen 'Zehnern' mit dem Großkaliber-Gewehr in Serie schießt der Schweizer Schütze mit dem Schlusspfiff nur eine drei. Alles reine Nervensache.
Liegen, stehen, knien
Dreimal zwanzig Schuss geben die Schützen ab - je einmal liegend, stehend und kniend. Im Standardprogramm haben sie dafür zwei Stunden und 15 Minuten Zeit. Beim 'Schnellfeuern' muss das in eineinhalb bzw. zwei Minuten geschehen.
Topmodern ist die runderneuerte elektronische Anlage in Sonthofen, erklärt Georg Kronawitter, Leiter der Sportfördergruppe der Bundeswehr. 'Mit der gleichen Anlage wird nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen in Peking gearbeitet.' Mit dem Niveau des Wettbewerbs ist Kronawitter sehr zufrieden. Schließlich gehören die anwesenden Militärschützen rund um die Weltmeister Marcel Bürger, Milan Mach und Thomas Farnik auch in den 'zivilen' Nationalmannschaften zu den besten der Welt.