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Pubertät mit 50

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Pubertät mit 50

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    Witzig: Vor neun Jahren wars, als wir die Handynummer von Schauspieler Jockel Tschiersch wählten, um mit ihm ein Interview zu führen. Der Termin musste allerdings verschoben werden, da er just im Moment des Anrufs seine Kinder vom Kindergarten abholte. Weil der gebürtige Westallgäuer am Sonntag (19 Uhr) mit seinem Kabarett-Programm in Irsee gastiert, kramten wir dieser Tage erneut Tschierschs Nummer hervor. Wieder bat der Künstler: "Können wir vielleicht später reden, ich muss gerade meine Kinder abholen."

    Aus dem Kindergarten ist die Schule geworden. Und aus Jockel Tschiersch ein inzwischen Über-Fünfziger. Das hat Spuren hinterlassen. Zum Beispiel beim Inhalt seines Kabarett-Programms. Der Schauspieler (53), der hin und wieder in die Rolle als Polizeibeamter schlüpft (Kluftinger-Verfilmung "Erntedank" oder in den TV-Serien "München 7 und "Rosa Roth"), hat seinem Stück den Titel "Pubertät mit 50" verpasst. Erzählt wird die Geschichte eines 50-Jährigen, der sich nicht im zweiten Frühling, sondern in der zweiten Pubertät befindet. Tschiersch kann mitfühlen, was seinen Protagonisten täglich belastet. "Wenn ich mir unsere Gesellschaft anschaue", sagt er, "erinnert mich das öfter an einen pubertären Haufen.

    " Beispiele? Bitte sehr: "Beim Thema Atomausstieg haben die beteiligten Personen sich mitunter gebärdet wie pubertäre Schüler auf dem Schulhof." Oder der Fall Sarrazin: "Der hat sich doch benommen wie ein 17-Jähriger. Und auch das ganze Gehabe drumherum hat viel mit pubertärem Verhalten zu tun."

    Jockel Tschiersch zieht schwer vom Leder in seinem aktuellen Programm. Mal deftig, mal sarkastisch. "In jedem Fall", meint er, "muss man als Kabarettist polarisieren." Wenn er in Fahrt kommt, ist der Mann ohnehin nur schwer zu bändigen. Ein Allgäuer eben.

    Das durften auch die Kluftinger-Autoren Volker Klüpfel und Michael Kobr in der Verfilmung ihres Krimis "Erntedank" hautnah miterleben, als Jockel Tschiersch in einer Szene mit folgenden Worten entgegen der Vorgaben im Drehbuch improvisierte: "Jetzt halt doch du amol dei blede Gosch da hinde."

    Tschiersch lebt seit Jahren in Berlin. Den heimischen Dialekt aber will er auch heute nicht missen. Ebenso wenig die Auftritte auf der Bühne. Die, sagt er, brauche er als Kontrast zur Arbeit vor der Kamera. Ganz gut für ihn, wenn das Kabarett-Gastspiel auch noch im Allgäu stattfindet - wie am Sonntag.

    Karten für den Abend mit Jockel Tschiersch am 26. September (19 Uhr) im Altbau in Irsee: 08341/809634.

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